Ungarn macht beim Wiederaufbau im türkisch besetzten Nordsyrien mit

07.11.2019 17:25

Budapest (dpa) - Ungarn will sich an Wiederaufbau-Projekten der
Türkei in dem von ihr besetzten Teil Nordsyriens beteiligen. «Die
Türkei kann im Rahmen unserer Möglichkeiten mit unserer Unterstützung

rechnen», erklärte Ministerpräsident Viktor Orban am Donnerstag auf
der Pressekonferenz nach einem Treffen mit dem türkischen Präsidenten
Recep Tayyip Erdogan in Budapest.

Erdogan habe ihm die Pläne für den Wiederaufbau in der
«Sicherheitszone» gezeigt, sagte Orban. Dabei handelt es sich um
jenes Gebiet im umkämpften Nordsyrien, in das die Türkei am 9.
Oktober mit Truppen einmarschiert ist, um die von ihr als
Terrororganisation angesehene Kurdenmiliz YPG zu verdrängen. «Da
sollen neue Städte, neue Dörfer, Schulen, Krankenhäuser, Kirchen
aufgebaut werden», sagte Orban.

Ungarn hat - anders als die anderen EU-Mitglieder - den türkischen
Einmarsch nicht kritisiert. EU-Institutionen weigern sich auch,
Projekte in der «Sicherheitszone» zu finanzieren. Sie gehen davon
aus, dass dort kurdische Bewohner verdrängt und arabisch-syrische
Flüchtlinge aus der Türkei mehr oder weniger zwangsweise angesiedelt
werden sollen. 

Erdogan wiederholte auf der Pressekonferenz seine Drohung, die Tore
für rund 3,6 Millionen syrische Flüchtlinge zu öffnen, sofern sich
die Türkei mit der EU nicht über eine Lastenübernahme einigen kann.
«Und wenn wir die Tore öffnen, ist ja ohnehin bekannt, wohin sie
gehen werden», führte er weiter aus. 

Orban pflegt zu Erdogan ein freundschaftliches Verhältnis. Seit 2018
ist Ungarn auch im Rat der turksprachigen Völker mit Beobachterstatus
vertreten, obwohl es weder sprachliche noch kulturelle Beziehungen
zur Region der Turkvölker hat. In der Innenstadt von Budapest
demonstrierten mehrere hundert Menschen gegen den Besuch Erdogans und
für Solidarität mit den Kurden.