Sohn von ermordeter Journalistin: EU übt zu wenig Druck auf Malta aus

08.11.2019 11:32

Straßburg (dpa) - Der Sohn der in Malta getöteten Journalistin Daphne
Caruana Galizia hat den Druck der Europäischen Union bei der
Aufklärung des Mordanschlags auf seine Mutter als nicht ausreichend
kritisiert. «Wenn nicht alle Staaten zusammenkommen und auf
Rechenschaft drängen, ist das nutzlos», sagte Matthew Caruana Galizia
am Freitag im Rahmen einer Gesprächsrunde des «Weltforums der
Demokratie» in Straßburg.

Auch zwei Jahre nach der Ermordung seiner Mutter sei nicht bekannt,
wer die Täter beauftragt habe, sagte der Journalist. Die einzige
unabhängige Institution, die den Mord an seiner Mutter zur
Rechenschaft ziehen könne, sei der Europarat. Deshalb hätten seine
Familie und er sich an die Staatenorganisation in Straßburg gewandt.
Der Europarat hatte Malta zuletzt aufgefordert, eine öffentliche
Untersuchungskommission einzurichten. Dies ist derzeit noch nicht
abgeschlossen.

Die regierungskritische Bloggerin war am 16. Oktober 2017 unweit
ihres Hauses in ihrem Auto in die Luft gesprengt worden. Drei Männer
müssen sich deswegen vor Gericht verantworten. Viele Fragen zu den
Hintermännern sind aber noch offen. Caruana Galizia hatte unter
anderem über Korruption bei Regierung und Geschäftsmännern
recherchiert.

Bei der seit 2012 jährlich vom Europarat organisierten
Gesprächs-Reihe «Weltforum der Demokratie» standen in diesem Jahr
Medien, Pressefreiheit und der Kampf gegen Missinformation im
Mittelpunkt. Bis Freitag debattierten dazu Experten, Medienschaffende
und Politiker im französischen Straßburg. Der Europarat ist ein
Zusammenschluss von 47 Staaten. Die Organisation setzt sich für den
Schutz und die Einhaltung der Menschenrechte ein.