Studie: Bund ist Gewinner der Niedrigzinspolitik

11.11.2019 16:15

München (dpa) - Der deutsche Staat hat einer Studie des
Allianz-Konzerns zufolge im Vergleich der Euroländer stark von der
Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) profitiert. Die
Zinsersparnis für den Bund habe sich zwischen 2008 und 2018 auf 114
Milliarden Euro summiert, hieß es in einer am Montag veröffentlichten
Studie zum «Allianz Interest Income Calculator».

Demnach liegt die Ursache für das gute Abschneiden des
Bundeshaushaltes darin, dass die extrem niedrigen Zinsen mit einer
Zurücknahme bei der Aufnahme neuer Schulden einhergingen. Die
Allianz-Experten wiesen darauf hin, dass nicht alle Euroländer vom
Zinsverfall profitierten. «Steigende Schulden machten in einigen
Ländern den Zinsverfall wieder zunichte», hieß es.

Während die deutschen Staatsfinanzen durch die Nullzinspolitik
entlastet wurden, zeigte sich bei der Situation der privaten
Haushalte ein völlig anderes Bild. Unter anderem wegen der
vergleichsweise hohen Ersparnisse und einer eher geringen
Verschuldung schlägt die Nullzinspolitik der EZB bei deutschen
Haushalten besonders stark zu Buche. Beim Nettozinseinkommen
(empfangene abzüglich geleistete Zinszahlungen) bezifferten die
Allianz-Experten den Verlust für die deutschen Haushalte auf 123
Milliarden Euro.

«Dass sich Deutschland auf der Gewinnerseite wiederfindet, bedeutet
nichts anderes, als dass Niedrigzinsen hierzulande vor allem ein
Verteilungsproblem sind», sagte Allianz-Experte Arne Holzhausen,
einer der Autoren der Studie. Er schlug vor, die Folgen der
Niedrigzinspolitik für die privaten Haushalte abzumildern, indem der
Staat die Zinsersparnisse an die Bürgen weitergibt.