EU-Expertin: Viele Opfer von Hasskriminalität melden Taten nicht

28.11.2019 10:33

Wiesbaden (dpa) - Viele Opfer von Hass und Ausgrenzung in Europa
melden laut einer Expertin die Taten nicht der Polizei, weil sie
nicht an eine effektive Strafverfolgung glauben. Ann-Charlotte Nygard
von der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte sagte am
Donnerstag in Wiesbaden, die Mehrzahl rassistischer oder
fremdenfeindlicher Straftaten tauche nicht in den Statistiken auf.
Die Opfer gingen nicht davon aus, dass eine Anzeige etwas ändern
würde.

Internationale Sicherheitsexperten treffen sich diese Woche auf der
Herbsttagung des Bundeskriminalamtes in Wiesbaden. Hauptthema des
Treffens ist Hasskriminalität.

Bei der Erfassung der Straftaten stehe Deutschland im EU-weiten
Vergleich noch recht gut da, sagte Nygard. Besonders schlecht sehe es
dagegen in einigen osteuropäischen Ländern aus. Experten gehen aber
auch für Deutschland von einer hohen Dunkelziffer aus.

Die Agentur der Europäischen Union für Grundrechte erhebt EU-weit
Daten zu Hasskriminalität. Unter anderem seien Angehörige
unterschiedlicher Minderheiten zu ihren Erfahrungen befragt worden,
erklärte Nygard. Demnach gehören Hass und Belästigung zum Alltag
vieler Menschen. Die Expertin forderte, diese Straftaten sichtbarer
zu machen.