EU-Parlamentspräsident fordert Freilassung von Menschenrechtler Zaki

12.02.2020 16:05

Straßburg/Kairo (dpa) - EU-Parlamentspräsident David Sassoli hat die
Freilassung des ägyptischen Menschenrechtlers Patrick Zaki gefordert,
der für ein Studium nach Italien gezogen war und der nun in Kairo
festgenommen wurde. Die Beziehungen der EU zu Drittstaaten beruhten
auf der Achtung der Menschen- und Bürgerrechte, sagte Sassoli am
Mittwoch in Straßburg. Auch mit dem EU-Außenbeauftragten Josep
Borrell habe er den Fall diskutiert.

Zaki war am Freitag während eines Heimatbesuchs am Flughafen in Kairo
festgenommen worden. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation
Human Rights Watch wurde er 24 Stunden lang an einem geheimen Ort
festgehalten, mit Elektroschocks gefoltert und zu seiner Arbeit
befragt. Die Regierung von Präsident Abdel Fattah al-Sisi wolle
entschlossen zeigen, dass «niemand gefeit ist vor der Brutalität der
Sicherheitsdienste», teilte Human Rights Watch mit. Amnesty
International erklärte, die Unterdrückung von Oppositionellen und
Menschenrechtlern in Ägypten werde «jeden Tag dreister».

«Wir hätten nie gedacht, dass er so behandelt werden könnte oder dass

wir auch nur einen Tag in solch beispielloser Angst leben würden und
in Sorge um die Sicherheit und das Wohlergehen unseres Sohnes»,
teilte die Familie des 27-Jährigen mit. «Wir wissen nicht einmal,
wann oder ob dieser Alptraum enden wird.» Zaki sei für einen kurzen
Besuch nach Ägypten gekommen, um Zeit mit seiner Familie und seinen
Freunden zu verbringen.

Zaki wird unter anderem vorgeworfen, zum Staatsumsturz und zu Gewalt
angestiftet zu haben. Zudem soll er Falschinformationen verbreitet
haben. Anderen Aktivisten zufolge hatte er zuvor für die Kandidatur
des oppositionellen Anwalts Chalid Ali zur Präsidentenwahl in Ägypten
gearbeitet. Der hatte seine Kandidatur dann aber zurückgezogen -
Al-Sisi gewann die gelenkte Wahl 2018 mit 97 Prozent der Stimmen.

Der autoritäre Staatschef Al-Sisi hat kritische Stimmen seit seiner
Machtübernahme nach dem Militärputsch von 2013 fast komplett
ausgeschaltet. Menschenrechtlern zufolge wurden rund 60 000
Oppositionelle inhaftiert und Hunderte zum Tode verurteilt, viele von
ihnen in Massenverfahren. Vergangenen September kam es erstmals seit
Jahren zu regierungskritischen Protesten in Ägypten. Daraufhin wurden
Menschenrechtlern zufolge mehr als 2000 Menschen festgenommen.