Rund 120 000 Deutsche aus Ausland zurückgeholt - EU will koordinieren

23.03.2020 17:10

Gestrandet im Urlaub: Viele Touristen, die wegen des Coronavirus im
Ausland festsaßen, sind schon nach Deutschland zurückgekehrt. Doch
Zehntausende sitzen immer noch fest. Die Bundesregierung blickt mit
ihrer Rückholaktion jetzt in die weite Ferne.

Berlin/Brüssel (dpa) - Die Bundesregierung hat gemeinsam mit
Reiseveranstaltern und der Lufthansa inzwischen rund 120 000 wegen
der Corona-Krise im Ausland gestrandete Deutsche zurückgeholt. «Wir
haben den Rückfluss aus den Haupturlaubsgebieten weitestgehend
abgeschlossen und widmen uns jetzt ganz besonders Ländern auch in
weiterer Entfernung», sagte Außenminister Heiko Maas am Montag nach
einer Videoschalte mit seinen EU-Amtskollegen. Es sei davon
auszugehen, dass es bei der Aktion um mehr als 200 000 Deutsche im
Ausland gehe.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell betonte nach der Schalte in
Brüssel: «Unsere Priorität ist jetzt, diese Menschen nach Hause zu
bringen.» Dazu brauche es die Koordination zwischen den EU-Staaten,
aber auch des Auswärtigen Dienstes der EU sowie der Botschaften vor
Ort. Die EU könne zu dieser Koordination beitragen, aber eigentlich
lägen die Rückholaktionen in der Kompetenz der einzelnen EU-Staaten.

Zahlreiche Länder haben wegen der rasanten Ausbreitung des
Coronavirus Grenzen dicht gemacht und Flugverbindungen gekappt. Maas
(SPD) hatte deswegen vergangenen Dienstag angekündigt, Deutsche aus
den Ländern zurückzuholen, aus denen es keine regulären Flüge mehr

gibt. Dafür hat das Auswärtige Amt Maschinen gechartert, die bisher
40 Flüge absolviert haben. Zusätzlich bringen die Reiseveranstalter
und die Lufthansa auf eigene Faust Urlauber mit Sonderflügen zurück.

Unter www.rueckholprogramm.de können festsitzende Deutsche sich für
die Rückholaktion registrieren lassen. Derzeit konzentriert sie sich
auf folgende 15 Länder: Ägypten, Algerien, Argentinien, Chile, Costa
Rica, Dominikanische Republik, Ecuador, Gambia, Indien, Marokko,
Mexiko, Neuseeland, Peru, Philippinen und Tunesien. Das Auswärtige
Amt rechnet damit, dass 10 000 Deutsche pro Tag nach Deutschland
zurückgeholt werden können. Maas betonte, dass auch EU-Bürger anderer

Staaten mitgenommen würden, falls es noch freie Plätze gebe.

Borrell sagte am Montag, er telefoniere derzeit mit vielen Kollegen
in Lateinamerika und Südostasien, damit diese die Flüge in ihren
Regionen ermöglichten. Zudem forderte er, dass die internationale
Solidarität mit Blick auf eine mögliche weitere Ausbreitung von
Covid-19 ausgebaut werden müsse. Gefährdete Länder müssten
unterstützt werden. Man müsse wachsam sein, was die Situation
in Afrika betreffe. Dort könne die Lage schnell außer Kontrolle
geraten, sagte Borrell. «Das ist die Zeit um den Multilateralismus zu
stärken und die Kräfte zu bündeln, um einer Bedrohung für die ganze

Menschheit zu begegnen.»