Corona: EU-Parlament fordert Räumung griechischer Flüchtlingscamps

23.03.2020 18:10

Brüssel (dpa) - Wegen der drohenden Gefahr durch das Coronavirus hat
das Europaparlament die Räumung von Flüchtlingslagern auf den
griechischen Inseln gefordert. In den überfüllten Camps gebe es weder
die Chance, sozialen Abstand einzuhalten noch angemessene
Hygiene-Bedingungen, schreibt der Vorsitzende des Innenausschusses,
Juan Fernando López Aguilar, am Montag in einem Brief an den
EU-Kommissar für Krisenmanagement, Janez Lenarcic. Um eine schnelle
Ausbreitung von Covid-19 zu verhindern, müssten die Lager möglichst
rasch vorsorglich geräumt werden.

Aktuell leben nach Angaben des griechischen Bürgerschutzministeriums
mehr als 40 700 Migranten auf Lesbos, Samos, Kos, Leros und Chios -
dabei liegt die Kapazität eigentlich bei rund 7000 Plätzen. Rund 1500
von ihnen sind laut EU-Kommission unbegleitete Minderjährige.

«Falls die EU scheitert, unverzüglich zu handeln, wird die Situation
auf den griechischen Inseln nicht zu beherrschen sein, mit dem Risiko
vieler Toter», schreibt López Aguilar. Um das zu verhindert, stellt
der Ausschluss einige Mindestforderungen auf.

Dazu gehört, dass vorsorglich alle Menschen, die älter als 60 Jahre
alt sind, aus den Lagern geschafft werden sollten. Auch Menschen mit
Atemproblemen, Diabetes und anderen Krankheiten, die zu
schwerwiegenden Symptomen führen könnten, sollte davon betroffen
sein. Außerdem solle insbesondere die geplante Umsiedlung der
unbegleiteten Minderjährigen fortgesetzt werden. Dies könne etwa mit
Quarantäne-Maßnahmen oder selbst auferlegter Isolation verbunden
werden. Jene, die am verletzlichsten seien, müssten zuerst
umgesiedelt werden.

Die EU-Kommission hatte vergangene Woche angekündigt, dass die
Coronavirus-Pandemie zu Verzögerungen bei der Umsiedlung führen
werde.