Corona-Krise: Fast 200 000 Deutsche aus dem Ausland zurückgebracht

04.04.2020 00:58

Viele Flüge sind in der Corona-Krise gestrichen. Urlauber sind dann
oft auf das Rückholprogramm der deutschen Regierung angewiesen. In
einigen Ländern können Reisende nun auf ein Ende der Zitterpartie
hoffen.

Wellington/Johannesburg/Brüssel (dpa) - Die deutsche Regierung
sammelt in der Corona-Krise weiter gestrandete Urlauber in aller Welt
ein und bringt sie nach Hause. In Neuseeland saßen zuletzt noch die
meisten deutschen Reisenden fest. Jetzt konnte das zwischenzeitlich
gestoppte Rückholprogramm dort wieder starten. Auch in Südafrika
startete am späten Abend ein Flugzeug mit rund 300 Urlaubern nach
Deutschland, gab die deutsche Botschaft bekannt. Bei einer weiteren
Maschine mit ähnlich viel Passagieren an Bord verzögerten in
Johannesburg technische Probleme zunächst den Start.

Insgesamt seien bislang 194 000 deutsche Touristen zurückgebracht
worden, sagte Bundesaußenminister Heiko Maas am Freitag nach
Beratungen mit seinen 26 EU-Amtskollegen. Das Auswärtige Amt geht
davon aus, dass sich aktuell noch mehr als 40 000 deutsche Reisende
im Ausland befinden. Die Angaben beruhen auf Schätzungen, wie das
Ministerium der «Rheinischen Post» (Samstag) mitteilte. Nach Angaben
des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell sitzen noch 250 000 EU-Bürger

im außereuropäischen Ausland fest. 350 000 seien zurückgeholt worde
n.

Künftig wollen die EU-Staaten bei der Rückholung von im Ausland
gestrandeten Urlaubern enger zusammenarbeiten. Man habe sich darauf
verständigt, «dass wir die Daten und die Flüge, die wir buchen, noch

enger miteinander abstimmen», sagte Maas. Bürger anderer europäischer

Länder sollten so in den Flugzeugen eines anderen Staates mitfliegen.
Deutschland habe bei den Rückholaktionen wegen der Corona-Pandemie
schon jetzt mehr als 3000 Bürger anderer EU-Staaten mitgenommen.

Da inzwischen die meisten Pauschalreisenden wieder in Deutschland
seien, gehe es jetzt um weiter entfernte Länder oder Staaten, bei
denen es komplizierter werde, sagte der SPD-Politiker weiter. «Aber
es wird auch Fälle geben, wo jemand im kolumbianischen Urwald ist
oder auf den Philippinen auf einer Insel sitzt, wo aufgrund der
Ausgangssperre keinerlei Fortkommen mehr möglich ist. Um diese Fälle
kümmern wir uns auch.» Es könne aber nicht garantiert werden, dass
jeder Einzelfall gelöst werde.

Dort, wo es bislang die größten Probleme gegeben habe, hätten die
Rückholflüge nun begonnen, sagte Maas und nannte Neuseeland, Indien
und Südafrika. Deutschland hatte die Aktion Mitte März gestartet, um
zusammen mit Reiseveranstaltern und Fluggesellschaften deutsche
Reisende aus den Ländern zurückzuholen, aus denen es keine regulären

Flüge mehr gibt.

In Neuseeland verließ eine Maschine Auckland am späten
Freitagnachmittag (Ortszeit) in Richtung Vancouver, hieß es von der
Fluggesellschaft Air New Zealand. An Bord waren 342 Passagiere. Nach
einem Halt in Vancouver sollte der Flieger Frankfurt am frühen
Samstagmorgen erreichen. In dem Pazifikstaat hatten sich nach Angaben
der deutschen Botschaft in Wellington 12 000 Deutsche für das
Rückholprogramm registriert. Weitere Evakuierungsflüge soll es in den
kommenden Tagen aus Auckland und Christchurch geben.

Für die Urlauber endet dann eine tagelange Zitterpartie. «Wir sind
einfach erleichtert und auch zuversichtlich, dass es jetzt endlich
irgendwann losgeht», sagte Sophia Münder-Führing aus Hamburg, die in

einem Motel in Christchurch warten musste. Das Auswärtige Amt hatte
die Rückholaktion aus Neuseeland am Samstag gestartet. Nach einem
ersten Flug wurden alle weiteren geplanten Flüge überraschend
gestoppt. Am Donnerstag kündigte die Regierung in Wellington dann an,

anderen Regierungen wieder zu erlauben, Gestrandete auszufliegen.

In Südafrika begann am Freitag die Rückholaktion für Tausende
deutsche und andere europäische Touristen. Eine Maschine hob in
Kapstadt mit etwa 300 Urlaubern an Bord ab, bei einer weiteren
ähnlich viel Passagieren an Bord verzögerten in Johannesburg
technische Probleme zunächst den Start. Deutsche Urlauber werden
derzeit auch aus Thailand mit Sondermaschinen ausgeflogen.

Auch auf dem Landweg wurden Touristen nach Hause gebracht. Die
deutsche Botschaft in Wien ermöglichte 121 Deutschen die Ausreise aus
der Quarantäne im österreichischen Wintersportort Sölden. Wie die
Botschaft am Freitag mitteilte, wurde die Gruppe nach einem
Medizincheck in Privatwagen und in von der Botschaft bereitgestellten
Bussen zum Grenzübergang Scharnitz/Mittenwald geleitet. Sölden steht
wegen der Coronavirus-Pandemie seit dem 17. März unter Quarantäne.