Versorger wollen Eon-RWE-Deal vor Gericht zu Fall bringen

27.05.2020 13:53

Die früheren Rivalen Eon und RWE haben ihre Geschäfte neu aufgeteilt
und kommen sich auf den Energiemärkten nicht mehr in die Quere. Die
EU-Kommission hat dazu ihren Segen gegeben. Einige kleinere Versorger
wollen sich nicht damit abfinden.

Frankfurt/Essen (dpa) - Mehrere regionale Stromversorger in
Deutschland wollen den weitgehend abgeschlossenen Energiedeal
zwischen den Branchenriesen Eon und RWE noch zu Fall bringen. Die
Mainova AG aus Frankfurt kündigte am Mittwoch an, gemeinsam mit zehn
weiteren Versorgern beim Gericht der Europäischen Union (EuG) eine
Nichtigkeitsklage gegen die Freigabe durch die EU-Kommission
einzureichen. Mit dem Deal von Eon und RWE seien «erhebliche
Nachteile für den Wettbewerb und damit für alle Verbraucher»
verbunden. Das «Handelsblatt« hatte zunächst berichtet.

Eon und RWE haben eine weitreichende Neuaufteilung ihrer
Geschäftsfelder vereinbart. Dazu haben sie die RWE-Tochter Innogy
unter sich aufgeteilt. Eon hat die Energienetze und das
Kundengeschäft von Innogy übernommen und versorgt jetzt rund 50
Millionen Kunden in Europa mit Strom und Gas. RWE hat die
erneuerbaren Energien von Eon erhalten und bekommt noch die
Ökostromproduktion von Innogy. Der Braunkohleverstromer wird dadurch
zu einem der weltweit führenden Produzenten von grünem Strom.

Die EU-Kommission hatte das Geschäft im vergangenen September unter
Auflagen freigegeben. Eon gibt unter anderem Geschäfte in Tschechien
und Ungarn ab und musste sich von seinen Heizstrom-Kunden
in Deutschland trennen. Der Zusammenschluss werde in den betroffenen
Ländern nicht zu einer geringeren Auswahl und höheren Preisen führen,

hatte Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager erklärt.

Die Kläger halten die Auflagen dagegen für viel zu schwach. Eon und
RWE «können und werden ihre beherrschende Stellung in den jeweiligen

Bereichen ausspielen und Stadtwerke wie mittelständische Wettbewerber
aus dem Markt drängen», warnte der Chef des Düsseldorfer
Ökostromanbieters Naturstrom, Thomas Banning, der zu den Klägern
gehört.

RWE und Eon reagierten gelassen auf die Klage, die sich nicht gegen
die Unternehmen richte. «Derartige Klagen sind bei großen und
komplexen Transaktionen durchaus üblich», sagte ein RWE-Sprecher. RWE
sei überzeugt, dass die Freigabe auch weiterhin Bestand haben werde.
Eine «Rückabwicklung der Transaktion als unmittelbare Folge der
jetzigen Klage halten wir nicht für möglich». Eon nannte die
Kartellfreigabe «grundsolide». Die Europäische Kommission habe nach
einem sehr sorgfältigen Verfahren entschieden, sagte ein Sprecher.
Alle Betroffenen hätten die Gelegenheit gehabt, Stellungnahmen
abzugeben und seien ausreichend gehört worden.