Wirecard: EU-Kommission schaltet europäische Finanzaufsicht ein

26.06.2020 11:53

Brüssel (dpa) - Im Wirecard-Skandal schaltet die EU-Kommission jetzt
die europäische Finanzaufsicht ESMA ein. Die Aufseher sollen den
Zusammenbruch des Münchner Zahlungsdienstleisters und mögliche
Versäumnisse der Aufsichtsbehörden unter die Lupe nehmen. Bis 15.
Juli soll ein vorläufiger Untersuchungsbericht vorliegen. Dies geht
aus einem Schreiben der Kommission an die ESMA hervor, das der
Deutschen Presse-Agentur am Freitag vorlag.

Der Zahlungsdienstleister hatte am Donnerstag Insolvenzantrag
gestellt. Hintergrund ist ein mutmaßlicher Betrugsskandal um
Luftbuchungen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro. Die
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY, die den Jahresabschluss 2019
prüfte, geht von schwerer Kriminalität im globalen Maßstab aus.

Im Brief der EU-Kommission an die ESMA (Europäische Wertpapier- und
Marktaufsichtsbehörde) in Paris heißt es, nötig sei eine umfassende
Beschreibung und Analyse der Ereignisse und eine Prüfung, ob die
Reaktion der Aufsichtsbehörden angemessen gewesen sei. In Deutschland
zuständig ist die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht
(Bafin).

Die ESMA müsse sich den Vorfall unter dem Gesichtspunkt ansehen, dass
EU-Anleger umfassend geschützt seien, wenn sie in Firmen
investierten, die im regulierten Markt in der EU gelistet seien,
heißt es in dem Schreiben. Das sei auch wichtig für mögliche weitere

Schritte. Verfasst wurde der Brief von der zuständigen
Generaldirektion für Finanzmarktstabilität der Kommission, gerichtet
ist er an ESMA-Chef Steven Maijoor.

An der Börse war es wegen des Skandals zu Panikverkäufen gekommen.
Wirecard-Aktien stürzten ab. Unter den Leidtragenden, die nun auf
quasi wertlosen Papieren sitzen, sind sehr viele Kleinaktionäre.