Die Welt gegen Corona: Staaten und Stars mobilisieren Milliarden Von Ansgar Haase und Stefan Beutelsbacher, dpa

28.06.2020 11:16

Miley Cyrus, Shakira und Angela Merkel: Weltstars engagierten sich am
Wochenende gemeinsam mit Staats- und Regierungschefs im Kampf gegen
die Corona-Pandemie. Am Ende steht eine zehnstellige Zahl.

Brüssel/New York (dpa) - Beim internationalen Spendenmarathon im
Kampf gegen die Corona-Pandemie sind für Impfstoffe und Behandlungen
neue Hilfszusagen in Höhe von 6,15 Milliarden Euro zusammengekommen.
Allein die EU-Kommission und Deutschland sagten am Samstag bei einer
virtuellen Geberkonferenz zusammen knapp 5,3 Milliarden Euro zu.
Weitere Großspenden kamen zum Beispiel aus den USA und Kanada. Damit
stiegen die bisherigen Hilfszusagen auf 15,9 Milliarden Euro. Zum
Abschluss der virtuellen Geberkonferenz traten am Samstagabend
internationale Stars bei einem großen Online-Konzert auf.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach von einem
unglaublichen Ergebnis. Der Spendenmarathon sei ein bewegender und
zugleich greifbarer Moment der Einigkeit zwischen Bürgern,
Regierungen, Philanthropen, Gesundheitsorganisationen und
Wirtschaftsführern.

«Das Coronavirus brachte uns Schmerz und Unsicherheit», sagte der
Moderator, Schauspieler Dwayne «The Rock» Johnson, zum Auftakt des
Konzerts, das weltweit zu sehen war. «Wir können diese Krise nur
gemeinsam bekämpfen.»

Die Musikerin Miley Cyrus sang vor den leeren Rängen eines
Football-Stadions ein Lied, das sie Ärzten und Pflegern widmete. Auf
die Rasenfläche wurde das Wort «Help» («Hilfe») projiziert. Shaki
ra
trat mit einem optimistischen Song über den Moment auf, «wenn nach
dunklen Zeiten wieder die Sonne scheint», wie sie sagte. Der Star aus
Kolumbien sang unter einem schwarzen Himmel - bis in den letzten
Sekunden ihres Videos Lichtstrahlen durch die Wolken brachen.

Deutschland sagte bei der Konferenz konkret zusätzliche 383 Millionen
Euro zu, während von der Leyen weitere 4,9 Milliarden Euro an
EU-Mitteln ankündigte. «Ich bin der festen Überzeugung: Impfstoffe,
Tests und Medikamente müssen weltweit verfügbar, bezahlbar und
zugänglich sein», erklärte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in
ihrer Videobotschaft zum deutschen Beitrag.

Bereits am 4. Mai hatte Deutschland einen Beitrag von 525 Millionen
Euro für die Impfstoffallianz CEPI, die Globale Impfallianz GAVI, die
Weltgesundheitsorganisation WHO und verschiedene
Produktentwicklungspartnerschaften zugesagt. Die Mittel der
EU-Kommission sollen als Kredite und Garantien fließen, die deutschen
Gelder als Zuschüsse.

Während des Online-Konzerts am Samstagabend wandten sich neben den
Musikern auch Models und Sportler sowie andere Unterstützer an das
Publikum. In einem Video, das Slums und Flüchtlingslager zeigte,
sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus: «Impfstoffe entfalten ihre
wahre Kraft erst, wenn sie eingesetzt werden, um die ärmsten und
verwundbarsten Menschen zu schützen.»

Das frühere Top-Model Naomi Campbell warnte in einer Videobotschaft,
Schwarze litten besonders stark unter den Folgen der Epidemie. Und
Ex-Fußballprofi David Beckham betonte, es sei für die Menschen
wichtig, dass Sportveranstaltungen wieder starteten, wenn auch
zunächst ohne Stadionzuschauer.

Wann Impfstoffe und wirksame Arzneien gegen das Coronavirus
einsatzbereit sein werden, ist derzeit noch unklar. Der britische
Premierminister Boris Johnson sagte, das Rennen um einen Impfstoff,
bessere Behandlungsmethoden und schnelle, verlässlichere Tests müsse
weitergehen. Britische Forscher hätten mit dem Entzündungshemmer
Dexamethason einen lebensrettenden Durchbruch bei der Behandlung
erreicht. Zudem seien Tests mit Impfstoffen von Wissenschaftlern der
Universität Oxford und des Imperial College London in einer
fortgeschrittenen Phase. Sobald es einen Impfstoff gebe, müsse
sichergestellt werden, dass er wirklich für alle verfügbar sei, sagte
Johnson.

Nach Angaben von Bundesentwicklungsminister Gerd Müller soll mit den
deutschen Hilfsgeldern unter anderem das Gesundheitspersonal in
Entwicklungsländern mit Schutzausrüstung, Desinfektionsmitteln und
Testkits versorgt werden. Zudem würden Labore und lokale
Gesundheitszentren profitieren. Es gehe darum, «lebensrettende
Arbeit» sicherzustellen, kommentierte der CSU-Politiker.