Ire Donohoe wird Chef der Eurogruppe

09.07.2020 19:41

Mit erst 45 Jahren übernimmt der irische Finanzminister Paschal
Donohoe einen der mächtigsten Posten in Brüssel. Mitten in der Krise
wartet viel Arbeit.

Brüssel (dpa) - Der irische Finanzminister Paschal Donohoe wird neuer
Chef der Eurogruppe. Dies entschieden die 19 Staaten der
Gemeinschaftswährung am Donnerstag in einer Videokonferenz, wie der
scheidende Gruppenchef Mario Centeno auf Twitter mitteilte. Donohoe
setzte sich gegen zwei Mitbewerber durch: die Spanierin Nadia Calviño
und den Luxemburger Pierre Gramegna. Centeno gibt das Amt nach
zweieinhalb Jahren ab.

Donohoe erklärte auf Twitter: «Ich bin tief geehrt durch die Wahl zum
neuen Vorsitzenden der Eurogruppe.» Er freue sich auf die Arbeit mit
den Kollegen, um eine faire und alle einbeziehende wirtschaftliche
Erholung sicherzustellen. Der Herausforderung stelle er sich mit
Entschlossenheit, erklärte der 45-Jährige.

Die Eurogruppe ist ein informelles Gremium der Wirtschafts- und
Finanzminister aus den 19 Staaten der Währungszone. Sie beraten
normalerweise einmal im Monat und koordinieren sich in Fragen der
Wirtschafts- und Finanzpolitik. Der oder die Vorsitzende gilt als
einflussreicher Koordinator und Wortführer.

Donohoe gehört der bürgerlichen Partei Fine Gael an und ist seit Juni
2017 Finanzminister seines Landes. Er hatte die Unterstützung der
christdemokratischen Parteienfamilie Europäische Volkspartei. Der
verheiratete Vater zweier Kinder hat einen Abschluss in Politik und
Wirtschaft.

Der Wechsel kommt mitten in der tiefsten Rezession in der Geschichte
der Europäischen Union und der 2002 als Zahlungsmittel eingeführten
Gemeinschaftswährung. Demnach wird die Wirtschaftsleistung der
Eurozone deses Jahr wegen der Corona-Krise um 8,7 Prozent schrumpfen
und sich nächstes Jahr nur teilweise erholen.

Der scheidende Vorsitzende Centeno äußerte jedoch die Hoffnung, dass
die erwogenen Konjunkturhilfen das Schlimmste abwenden können: «Ich
erwarte, dass diese politische Antwort das Schicksal verändert und
uns hilft, den Schlag abzufedern und den Binnenmarkt zu schützen.»