EZB-Direktor Panetta: Wirtschaftsdaten kein Grund für Entwarnung

27.07.2020 10:47

Frankfurt/Main (dpa) - Europas Währungshüter warnen trotz erster
Anzeichen für eine Konjunkturerholung nach dem Corona-Crash vor zu
viel Euphorie. «Es ist zu früh, um den Sieg zu erklären», sagte Fab
io
Panetta, Mitglied im Direktorium der Europäischen Zentralbank (EZB),
in einem am Montag veröffentlichten Interview mit der italienischen
Tageszeitung «La Repubblica».

Aktuelle Daten zeigten sicherlich, dass es Fortschritte gebe, führte
Panetta aus. So sei etwa die Industrieproduktion im Euroraum im Mai
um 12 Prozent gewachsen und der Einzelhandelsumsatz um 18 Prozent.
«Aber wir müssen diese Verbesserungen mit Vorsicht betrachten, denn
sie sind eine Folge des Aufschwung, der nach dem vorherigen
katastrophalen Rückgang der Wirtschaftstätigkeit zu erwarten war.»
Zudem spiegele die Erholung die gewaltigen Hilfsprogramme von Staaten
und Notenbanken wider.

Die EZB hat auf die wirtschaftlichen Verwerfungen der Corona-Pandemie
mit einem besonders flexiblen Kaufprogramm für Anleihen reagiert. Das
Programm mit 1,35 Billionen Euro Volumen soll mindestens bis Ende
Juni 2021 laufen.

«Die Wirtschaftsaktivität liegt immer noch weit unter dem
Vorkrisenniveau, und auf der Grundlage unserer Prognosen werden wir
vor Ende 2022 keine Rückkehr auf dieses Niveau sehen», bekräftigte
Panetta. «Und vergessen wir nicht, dass wir nicht wissen, wie sich
die Pandemie entwickeln wird: In einigen Ländern besteht immer noch
das Risiko einer zweiten Welle.»