Aufseher: Europas Bankensektor kann Folgen der Corona-Krise abfedern

28.07.2020 09:01

Frankfurt/Main (dpa) - Europas Banken sind nach Einschätzung der
EZB-Aufseher ausreichend gegen Rückschläge in der Corona-Krise
gerüstet. Sollte sich das wirtschaftliche Umfeld noch deutlich
verschlechtern, würden die Kapitalpuffer der Institute allerdings
«erheblich» zusammenschmelzen, warnte die Europäische Zentralbank
(EZB) am Dienstag in Frankfurt. In einem solchen Fall müssten die
Behörden bereit sein, weitere Maßnahmen zu ergreifen, «um einen
gleichzeitigen Schuldenabbau durch Banken zu verhindern, der die
Rezession vertiefen könnte», erklärte der Chef der Bankenaufsicht der

Europäischen Zentralbank (EZB), Andrea Enria.

Die Aufseher analysierten anhand von zwei Szenarien, wie die
Kapitalpuffer von 86 Instituten im Euroraum reagieren würden, die
direkt von der EZB beaufsichtigt werden. In der ersten Berechnung,
die die EZB für wahrscheinlicher hält, geht die Notenbank von einem
Rückgang der Wirtschaftsleistung im Währungsraum um 8,7 Prozent im
laufenden Jahr aus. Im zweiten Fall wird ein tieferer Absturz um 12,6
Prozent unterstellt. In beiden Szenarien erwartet die EZB, dass die
Wirtschaft 2021 wieder auf Wachstumskurs gehen wird - wenn auch
unterschiedlich schnell.

Je nach Schwere der konjunkturellen Krise würde die Kernkapitalquote
(CET1) der Banken von einem Ausgangswert von 14,5 Prozent um 1,9
beziehungsweise 5,7 Prozentpunkte absinken. Im letzteren Fall müssten
mehrere Institute Maßnahmen ergreifen, um die
Mindestkapitalanforderungen der Aufseher zu erfüllen.