Mehr Bootsmigranten aus Tunesien: In Süditalien wächst Unmut

28.07.2020 17:21

Rom (dpa) - Ein Anstieg der Zahl der Bootsmigranten im Juli sorgt in
Süditalien für wachsenden Unmut in betroffenen Städten. Auf den
Inseln Lampedusa und Sizilien trafen nach offiziellen Angaben täglich
große Gruppen von Menschen ein - viele davon aus Tunesien. In dem
nordafrikanischen Land herrscht wirtschaftliche Not.

Städte in Süditalien warnten, ihre Auffanglager seien überfüllt. Di
e
Bürgermeisterin von Porto Empedocle auf Sizilien, Ida Carmina,
richtete einen Hilfsappell an Ministerpräsident Giuseppe Conte, wie
die Nachrichtenagentur Ansa am Dienstag schrieb. Die Angst vor einem
Anstieg der Corona-Zahlen verschärft die Lage.

Ida Carmina, die zur in Rom mitregierenden Fünf-Sterne-Bewegung
gehört, forderte mehr Solidarität von anderen Kommunen im Land. Sie
sprach sich für Luftbrücken aus, die Menschen von der kleinen Insel
Lampedusa in andere Gebiete bringen könnten. Sie sagte dagegen «nein
zu einem vor Porto Empedocle vor Anker gehenden Quarantäne-Schiff mit
1000 Plätzen». Das berge Risiken für den Tourismus. Das
Innenministerium will mit einem Schiff die Aufnahmezentren entlasten.

«Wir müssen die Mechanismen für die Rückführung nach Tunesien sof
ort
wieder aktivieren», sagte Außenminister Luigi Di Magio am Rande einer
Veranstaltung in Rom. Tunesien gelte für Rom als «sicheres Land». Der

frühere Ministerpräsident Silvio Berlusconi von der rechten
Oppositionspartei Forza Italia sprach von «der Gefahr einer neuen
Welle von importierten Coronaviren». 2020 kamen bisher 12 533
Migranten nach Italien - im Vergleichszeitraum 2019 waren es knapp
3600 gewesen.

Die EU-Kommission koordiniert auf Anfrage Italiens inzwischen die
Verteilung geretteter Menschen auf weitere EU-Staaten, wie ein
Sprecher der Brüsseler Behörde am Dienstag sagte. Man sei in Kontakt
mit anderen Ländern, die Gespräche hätten jedoch gerade erst
begonnen. Man sei sich der «gegenwärtigen Herausforderungen» in
Italien, insbesondere auf der Insel Lampedusa, bewusst.