Drastischer Konjunktureinbruch in der Eurozone

31.07.2020 12:20

Nicht nur Deutschland meldet wegen der Pandemie ein historisches
Minus beim Bruttoinlandsprodukt. Auch andere EU-Schwergewichte trifft
die Krise hart.

Luxemburg (dpa) - In der Eurozone hat die Wirtschaftsleistung im
zweiten Quartal wegen der Corona-Krise den stärksten Einbruch seit 25
Jahren erlitten. In den Monaten April bis Juni sei das
Bruttoinlandsprodukt (BIP) im gemeinsamen Währungsraum im
Quartalsvergleich um 12,1 Prozent geschrumpft, teilte die
Statistikbehörde Eurostat am Freitag nach einer ersten Schätzung mit.
Dies ist das stärkste Minus seit Beginn der Erhebung 1995.

Der Einbruch folgte auf einen bereits deutlichen Rückgang der
Wirtschaftsleistung im ersten Quartal. In den Monaten Januar bis März
war das BIP im Währungsraum um 3,6 Prozent geschrumpft. Seit März
leidet die Wirtschaft unter Maßnahmen zur Eindämmung der
Corona-Pandemie. Nachdem die Krise im April ihren vorläufigen
Höhepunkt erreicht hatte, haben die Staaten der Eurozone seit Mai mit
Lockerungen ihrer Corona-Maßnahmen begonnen.

Den bisher stärksten Konjunktureinbruch in Europa meldet Spanien. Im
zweiten Quartal schrumpfte die spanische Wirtschaftsleistung im
Quartalsvergleich um 18,5 Prozent. Es ist der stärkste Einbruch, der
Spanien bisher getroffen hat. Vor allem die Tourismusbranche, die in
der spanischen Wirtschaft eine wichtige Rolle spielt, leidet unter
den Folgen der Corona-Pandemie.

Nicht so stark wie von Analysten befürchtet fielen die Rückschläge in

Frankreich und Italien aus. Neben Spanien zählen die beiden Länder zu
den Mitgliedsstaaten der Eurozone, die von der Corona-Krise mit am
stärksten getroffen wurden. In Frankreich, der zweitgrößten
Volkswirtschaft der Eurozone, schrumpfte die Wirtschaft in den
Monaten April bis Juni zwar drastisch um 13,8 Prozent. Experten
hatten allerdings einen noch stärkeren Einbruch um 15,2 Prozent
erwartet.

Auch in Italien gab es einen heftigen Wirtschaftseinbruch, der aber
ebenfalls nicht so schlimm wie befürchtet ausfiel. Im zweiten Quartal
schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt im Quartalsvergleich um 12,4
Prozent und damit so stark wie nie seit Beginn dieser Erhebung 1995.

Bereits am Donnerstag war ein Konjunktureinbruch in Deutschland
gemeldet worden. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte in der größten
europäischen Volkswirtschaft im zweiten Quartal um 10,1 Prozent. Es
war der stärkste Rückgang seit Beginn der vierteljährlichen
BIP-Berechnungen im Jahr 1970.

Derzeit kämpfen die nationalen Regierungen und die Europäische
Zentralbank (EZB) mit umfangreichen Hilfspaketen gegen die
konjunkturellen Folgen der Corona-Krise an. Auch die EU hatte ein
umfassendes Maßnahmenpaket beschlossen. Jüngste Stimmungsindikatoren
deuten darauf hin, dass die Wirtschaft im zweiten Quartal ihren
Tiefpunkt erreicht hat und vom dritten Quartal an mit einer
konjunkturellen Erholung zu rechnen ist.