McAllister ruft Johnson zu Kompromiss mit EU auf

01.08.2020 15:26

Berlin (dpa) - Der Brexit-Beauftragte des Europaparlaments, David
McAllister, hat den britischen Premierminister Boris Johnson
aufgerufen, bei den festgefahrenen Verhandlungen über die künftigen
Beziehungen zur Europäischen Union nachzugeben. Die EU habe London
ein «Angebot gemacht, was es so noch nie für einen Drittstaat
gegeben» habe, sagte der CDU-Politiker dem Redaktionsnetzwerk
Deutschland (RND/Samstag).

Nach seinem EU-Austritt gehört Großbritannien übergangsweise noch bis

zum Jahresende dem EU-Binnenmarkt und der Zollunion an. Wenn bis
dahin kein Handelsabkommen geschlossen wird, werden wieder Zölle
eingeführt. 50 Prozent der britischen Exporte gingen auch in Zukunft
in die EU. «Da ist natürlich ein zollfreier Zugang zum größten
Binnenmarkt der Welt ein interessantes Angebot für die britische
Wirtschaft», sagte McAllister. «Als Gegenleistung verlangen wir ein
klares Bekenntnis zu den geltenden, fairen Wettbewerbsbedingungen auf
beiden Seiten des Ärmelkanals.»

Johnson lehnt das bislang ab und pocht auf souveräne Entscheidungen
seines Landes. Ein Vertrag müsste bis Oktober stehen, damit er Anfang
2021 in Kraft treten kann.

Der Vorsitzende des Handelsausschusses im Europaparlament, Bernd
Lange, warf Johnson ideologische Scheuklappen vor. «Ich glaube,
wirtschaftliche Erwägungen spielen bei Johnson keine Rolle», sagte
der SPD-Politiker dem RND. Der britische Premier betone, dass
Großbritannien mit dem EU-Austritt zu neuer Stärke gekommen sei, doch
die Realität sehe anders aus. So werde Johnsons bis zum Jahresende
kein Freihandelsabkommen mit den USA bekommen.