Mehr Falschgeld - Phänomen «Movie Money» Von Friederike Marx, dpa und Boris Roessler, dpa

07.08.2020 11:47

Es steht «Movie Money» auf den Geldscheinen und trotzdem fallen
Menschen auf die Blüten rein. Nachgeahmte Banknoten, die als
Spielgeld oder Requisite für Film und Theater beworben werden,
bereiten Experten Sorgen.

Frankfurt/Main (dpa) - Ausgerechnet einen Strafbefehl wollte ein Mann
beim Amtsgericht in Erfurt mit Falschgeld bezahlen. Der 52-Jährige
hatte dafür so genanntes Movie Money dabei, das im Internet als
Requisite für Film und Theater beworben wird. Der Schwindel flog an
der Zahlstelle des Gerichts auf. Doch nicht immer fällt der Betrug
sofort auf. Dabei sind die Fälschungen eigentlich leicht zu
entdecken, wie Bundesbank-Vorstand Johannes Beermann berichtete. «Es
steht sogar «Movie Money» auf der Vorderseite oder «Prop copy» auf

der Rückseite.» Es handele sich um einfache Druckfälschungen ohne
Sicherheitsmerkmale.

Diese Scheine werden Experten zufolge seit der zweiten Jahreshälfte
2019 zunehmend zur Täuschung im Zahlungsverkehr eingesetzt. Der Trend
beim «Movie Money» habe sich im ersten Halbjahr 2020 verstärkt,
«obwohl die Menschen in der Corona-Krise weniger Geld ausgeben»,
sagte das für Bargeld zuständige Mitglied des Bundesbank-Vorstandes.
Beermann mahnte, gerade beim Zehner und Zwanziger genau hinzusehen.
«Die Fälscher setzen vor allem auf 10- oder 20-Euro-Scheine, weil
Menschen bei diesen Banknoten nicht so genau wie bei Fünfzigern oder
noch höheren Stückelungen hinschauen», vermutet Beermann.

Der Anteil der gefälschten Zehner und Zwanziger am Gesamtaufkommen
der Blüten stieg von 34 Prozent im zweiten Halbjahr 2019 auf
inzwischen 46 Prozent. Insgesamt zogen Polizei, Handel und Banken in
Deutschland in den ersten sechs Monaten 2020 gut 34 100 Blüten aus
dem Verkehr. Das waren 24 Prozent mehr als im zweiten Halbjahr 2019,
wie die Deutsche Bundesbank am Freitag berichtete. Vor allem der
Anstieg des «Filmgeldes» trieb die Falschgeldzahlen nach oben.
Bereinigt um die Zahlen für «Movie Money» wurden 23 300 Blüten
registriert.

Das «Filmgeld» wird auf Internetplattformen unter anderem bei Amazon
oder Ebay beworben - auch als Scherzartikel oder Souvenir. Nach
Angaben des Bundeskriminalamtes werden die Scheine von einer Vielzahl
von chinesischen Anbietern offeriert. Die Ermittler weisen darauf
hin, dass es sich um Falschgeld handelt, dessen Herstellung,
Verbreitung sowie Einbringung in den Zahlungsverkehr strafbar ist.

So verhaftete das bayerische Landeskriminalamt im Mai einen
24-Jährigen und beschlagnahmte 145 000 Euro Falschgeld. Dabei
handelte es sich um «Prop-copy-Banknoten», die der Verdächtige im
Internet erworben und deutschlandweit weiterverkauft haben soll. Nach
Erkenntnissen des Bundeskriminalamtes handelt es sich bei den Tätern
überwiegend um Einzeltäter oder Kleingruppen, zum Beispiel den
Freundeskreis.

Die Notenbanken im Euroraum haben seit 2013 eine zweite Serie von
Euro-Scheinen mit neuen Sicherheitsmerkmalen in Umlauf gebracht. Vor
allem das durchsichtige Porträtfenster und die Smaragdzahl, die beim
Kippen des Scheins die Farbe ändert, sollen Fälschern die Arbeit
erschweren. Bei den im vergangenen Jahr ausgegebenen neuen 100- und
200-Euro-Scheinen gibt es zudem ein «Satelliten-Hologramm», in dem
sich kleine Euro-Symbole bewegen.

«Wenn keiner auf die Sicherheitsmerkmale achtet, nützen aber auch die
besten Sicherheitsmerkmale nichts», sagte Beermann mit Blick auf
«Movie Money». Trotz des Anstiegs im ersten Halbjahr ist das Risiko
in Deutschland mit Falschgeld in Berührung zu kommen, nach wie vor
sehr gering. «Rechnerisch entfallen pro Jahr rund acht falsche
Banknoten auf 10 000 Einwohner», sagte Beermann. Der rechnerische
Schaden durch die Blüten lag im ersten Halbjahr bei 1,6 Millionen
Euro und entsprach damit etwa dem Niveau des Vorjahreszeitraumes.

Zahlen der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Falschgeldentwicklung
gibt es coronabedingt nicht. «Die Bundesbank hat während des
Lockdowns ihre Filialen am Laufen gehalten und die Experten im
Nationalen Analysezentrum der Bundesbank in Mainz waren weiter im
Einsatz. In einigen Ländern des Euroraums war das nicht der Fall»,
erläuterte Beermann.