Verband: «No Deal»-Brexit kostet Autobranche 110 Milliarden Euro

14.09.2020 12:37

Brüssel (dpa) - Die europäische Autobranche schlägt Alarm und warnt
für den Fall eines Brexits ohne Handelsvertrag vor Milliardenkosten.
Neuen Berechnungen zufolge würden bei einem «No Deal» die EU- und die

britische Autobranche über die kommenden fünf Jahre insgesamt 110
Milliarden Euro Einbußen erleiden, teilte der europäische
Branchenverband Acea am Montag in Brüssel mit.

Großbritannien ist zwar schon am 31. Januar aus der EU ausgetreten.
Doch gelten in einer Übergangsfrist bis zum 31. Dezember EU-Regeln im
Vereinigten Königreich weiter. Der wirtschaftliche Bruch kommt erst
dann. Um Zölle und hohe Kosten zu vermeiden, verhandeln beide Seiten
seit Monaten über einen Handelspakt. Die Gespräche stocken aber seit
langem.

Acea betonte, ohne Vertrag müssten sich vom 1. Januar 2021 an beide
Seiten an die Vorgaben der Welthandelsorganisation (WTO) halten.
Demnach würden für Autos 10 Prozent Einfuhrzoll fällig sowie bis zu
22 Prozent auf Liefer- und Lastwagen. «Solche Zölle - weit höher als

die geringen Margen der meisten Hersteller - müssten mit ziemlicher
Sicherheit an die Verbraucher weitergegeben werden, was Fahrzeuge
teurer macht, die Auswahl verringert und die Nachfrage
beeinträchtigt», hieß es in der Mitteilung, die auch vom deutschen
Branchenverband VDA unterzeichnet wurde.

Ein Austritt Großbritanniens aus der EU ohne Handelsvertrag gefährde
auch Zulieferer, zahlreiche Jobs gerieten in Gefahr. Der Verband
forderte die Verhandlungsführer auf, alles Mögliche zu tun, um doch
noch bis zum Jahresende einen Handelsvertrag zu vereinbaren.

VDA-Präsidentin Hildegard Müller warnte angesichts von mehr als 100
Produktionsstandorten der EU-Hersteller in Großbritannien vor großen
Schäden durch die Einführung von Zöllen. «Dies würde eng miteinan
der
verbundene Wertschöpfungsketten gefährden und möglicherweise
unrentabel machen», sagte sie der Mitteilung zufolge.

Die britische Autoindustrie ist stark auf den Export in die EU
ausgerichtet. Im vergangenen Jahr wurden im Vereinigten Königreich
rund 1,3 Millionen Passagierautos produziert.