Lage auf Lesbos: UN-Flüchtlingshilfswerk nimmt EU in die Pflicht

15.09.2020 01:00

Berlin (dpa) - Mit Blick auf die dramatische Lage der Migranten auf
der griechischen Insel Lesbos drängt das Flüchtlingshilfswerk der
Vereinten Nationen (UNHCR) Deutschland und die EU zu raschen Taten.
Die gegenwärtigen Zustände dort seien «eine humanitäre Notlage, die

ein schnelles und unverzügliches Handeln der europäischen Staaten
gemeinsam mit Griechenland erfordern», sagte der Vertreter der
UN-Organisation in Deutschland, Frank Remus, den Zeitungen der
Funke-Mediengruppe (Dienstag). «Nach Jahren des Scheiterns einer
gemeinsamen europäischen Flüchtlingspolitik haben die Länder Europas

jetzt die Pflicht, den Menschen auf Lesbos sofort zu helfen und
langfristig die Chance zu nutzen, gesamteuropäische Lösungen zu
finden, die nach Ansicht aller Experten möglich sind.»

Das völlig überfüllte Flüchtlingslager Moria auf Lesbos war
vergangene Woche durch mehrere Brände fast vollständig zerstört
worden. Mehr als 12 000 Migranten sind dadurch praktisch über Nacht
obdachlos geworden. Über den weiteren Umgang mit ihnen ist eine
Debatte internationalen Ausmaßes entbrannt.

Zu den Zuständen in dem berüchtigten Lager vor dem Brand sagte Remus:
«Die Verhältnisse in Moria waren skandalös und das Camp selbst eine
Schande für Europa, unvereinbar mit den europäischen Werten.» Es gebe

aber engagierte Länder, allen voran Deutschland, die das Problem
sähen und an Lösungen mitwirken wollten. Die von der Bundesregierung
angebotene Aufnahme von etwa 150 minderjährigen unbegleiteten
Flüchtlingen sei «ein Zeichen, dass Deutschland Verantwortung in
dieser wichtigen Frage übernimmt».