Warnung vor «Rechentricks» beim neuen EU-Klimaziel

16.09.2020 14:07

Berlin/Brüssel (dpa) - Umweltschützer haben davor gewarnt, das von
der EU-Kommission vorgeschlagene schärfere EU-Ziel im Klimaschutz
durch «Rechentricks» aufzuweichen. «Wichtig ist nun zunächst einmal
,
dass da wo mindestens 55 Prozent drauf steht, auch tatsächlich
mindestens 55 Prozent drin ist», sagte etwa der Chef der Organisation
Germanwatch, Christoph Bals. «Weder ein billiges Freikaufen noch
Rechentricks dürfen das verhindern.» Hintergrund ist die Befürchtung,

dass anders als bisher nun Treibhausgas-Senken wie Wälder oder Moore,
die der Atmosphäre CO2 entziehen, eingerechnet werden könnten, und
die tatsächliche Minderung des CO2-Ausstoßes so großgerechnet wird.

Ein Sprecher von Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) sagte
dazu, er warne vor «vorschnellen Schlüssen». Man wolle zunächst die

Details, die am Donnerstag veröffentlicht werden sollten, prüfen.
Generell sei Aufforstung oder die Renaturierung von Mooren ein
wichtiges Thema, das bisher abgetrennt von der sonstigen Klimapolitik
diskutiert worden sei. Wenn man 2050 Klimaneutralität erreichen
wollte, also unterm Strich keine zusätzlichen Treibhausgase mehr,
brauche man diesen Ausgleich aber, er müsse daher integriert werden.
Man dürfe aber nicht so tun, als seien die Wälder und Moore alle neu.
«Aber wie sehen auch niemanden, der so tun will.»

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte am Mittwoch
«mindestens 55 Prozent» Treibhausgas-Minderung bis 2030 im Vergleich
zu 1990 vorgeschlagen bisher lag das Ziel bei 40 Prozent.