Staatsrundfunk: Türkei schikaniert griechischen Außenminister

15.10.2020 12:29

Athen/Ankara (dpa) - Die Spannungen zwischen Griechenland und der
Türkei nehmen immer größere Dimensionen an. Der griechische
Staatsrundfunk (ERT) berichtete am Donnerstag, die türkischen
Behörden hätten den Piloten eines Flugzeuges mit Außenminister Nikos

Dendias an Bord gezwungen, etwa 20 Minuten lang Runden über der
Grenze zwischen dem Irak und der Türkei zu drehen. Erst nachdem der
Pilot mitgeteilt habe, er werde bald nicht mehr genug Treibstoff
haben, um nach Athen zurückzukehren, habe Ankara den Weiterflug durch
den türkischen Luftraum genehmigt. Dendias sei auf dem Rückflug von
Bagdad nach Griechenland gewesen.

Das türkische Außenministerium warf Griechenland im Gegenzug vor,
mutwillig unwahre Behauptungen zu verbreiten. Von irakischer Seite
sei versäumt worden, der Flugsicherungszentrale Eurocontrol den
Flugplan mitzuteilen. Verzögerungen habe es keine gegeben, hieß es.

Hintergrund der Spannungen zwischen Griechenland und der Türkei ist
ein Streit über Hoheitsrechte und Energievorkommen unter dem
Meeresboden im östlichen Mittelmeer. Die meisten griechischen Medien
und Kreise des Verteidigungsministeriums bezeichneten den
Zwischenfall als «Schikane Ankaras».

Im östlichen Mittelmeer war in den vergangenen Monaten der Streit
zwischen der Türkei und Griechenland wegen möglicher Erdgasvorkommen
unter dem Meeresboden eskaliert. Athen und Ankara hatten sich nach
einer Vermittlung Deutschlands geeinigt, Sondierungsgespräche zur
Problemlösung aufzunehmen. Die Türkei hat aber erneut ein
Forschungsschiff in die Gebiete entsendet, über die gestritten wird.
Bundesaußenminister Heiko Maas hatte sich bei einem Besuch in Athen
am Dienstag enttäuscht über diese Entwicklung geäußert.