Merkel sieht Licht und Schatten in den Brexit-Verhandlungen

16.10.2020 16:16

Brüssel (dpa) - Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Hoffnung auf
eine Einigung mit Großbritannien auf einen Handelspakt nach dem
Brexit noch nicht aufgegeben. Obwohl der britische Premierminister
Boris Johnson schon von einem Scheitern ausgeht, sprach sich Merkel
am Freitag nach dem EU-Gipfel für eine Fortsetzung der Verhandlungen
aus. «Wir haben Licht gesehen in den letzten Tagen der Verhandlungen,
aber natürlich noch Schatten. Und wenn es nach der Europäischen Union
geht und auch nach mir persönlich geht, dann sollten wir diese
Gespräche jetzt einfach fortsetzen», sagte sie.

Die Kanzlerin betonte aber auch, dass man sich auf ein Scheitern
vorbereiten müsse: «Ich halte es nach wie vor für beide Seiten fü
r
besser, ein Abkommen zu bekommen, aber nicht um jeden Preis eben.»

Johnson hatte sein Land zuvor auf einen harten Bruch ohne Vertrag mit
der Europäischen Union am 1. Januar eingestimmt. Die EU habe
offenkundig kein Interesse an einem von Großbritannien gewünschten
Freihandelsabkommen wie mit Kanada, sagte Johnson am Freitag in
London. Dementsprechend erwarte man nun eine Beziehung wie mit
Australien, also ohne Vertrag.

Der EU-Gipfel hatte Großbritannien am Donnerstag aufgefordert, sich
in den Verhandlungen zu bewegen. Konkret geht es um die Punkte
Fischerei, gleiche Wettbewerbsbedingungen und Streitschlichtung bei
Vertragsverstößen.

Auch Johnson hat jedoch eine Hintertür für weitere Verhandlungen
offen gelassen. Dafür müsse die EU allerdings ihre Haltung ändern,
sagte der Premier in einem im Fernsehen übertragenen Statement.