Brexit-Umfrage: Deutsch-britische Wirtschaft weniger pessimistisch

26.10.2020 15:51

London (dpa) - Zwei Monate vor dem Ende der Brexit-Übergangsphase ist
der Pessimismus der deutsch-britischen Unternehmen etwas
zurückgegangen. Das ergab eine am Montag veröffentlichte Umfrage der
Deutsch-Britischen Industrie- und Handelskammer in London.

Demnach gaben nun etwas mehr als 50 Prozent der befragten Firmen an,
schwer oder sehr schwer von der Pandemie betroffen zu sein - im
Sommer waren es noch 75 Prozent. 20 Prozent (zuvor 15 Prozent) sahen
keine Auswirkungen oder haben sogar eine Zunahme in ihren Aktivitäten
verzeichnen können. Trotzdem erwarten die Unternehmen, dass der
allgemeine Aufschwung länger dauern wird als ursprünglich gedacht.

«Chemie, Automobilbau, Pharmazie, Flugzeugbau und Zulieferer sind
besonders betroffen», sagte der Hauptgeschäftsführer der
Deutsch-Britischen Industrie- und Handelskammer, Ulrich Hoppe, der
Deutschen Presse-Agentur. Hinzu kommt, dass Großbritannien im
Europa-Vergleich besonders stark von der Corona-Krise betroffen ist.
«Corona hat im Gegensatz zum Brexit aber nur einen starken
kurzzeitigen Effekt, bei dem man vor einer Erholung ausgeht.»

Reisebeschränkungen, abgesagte Messen und Veranstaltungen, ein
Rückgang der Nachfrage und die Stornierung von Aufträgen sowie
gestrichene Investitionen haben der Herbst-Umfrage zufolge weiter die
größten Auswirkungen auf die Firmen. Viele von ihnen rechnen laut
Hoppe mit Verlagerungen von Lieferketten und Geschäftsaktivitäten.

Die meisten Unternehmen erwarten den Angaben zufolge, dass London ein
minimales Freihandelsabkommen mit Brüssel abschließen wird. Aber
unabhängig vom Ausgang der Verhandlungen rechnet eine große Mehrheit
damit, dass der Brexit das britische Wirtschaftswachstum im kommenden
Jahr um mehr als 2 Prozent negativ beeinflussen wird. Die britische
Regierung hatte die Gespräche über das geplante Freihandelsabkommen
für die Zeit nach der Brexit-Übergangsphase ab 2021 zeitweise schon
für beendet erklärt. Nach Zusicherungen aus Brüssel kehrte sie aber
an den Verhandlungstisch zurück. Der Brexit-Handelspakt soll Zölle
abwenden und Handelshemmnisse mindern.

Im Rahmen der Studie wurden im Oktober 82 Interviews mit Unternehmen
der deutsch-britischen Wirtschaft ausgewertet. Sie war Teil des World
Business Outlooks des Deutschen Industrie- und Handelskammertags.