Umweltbundesamt: EU-Klimaziel von 60 Prozent machbar

28.10.2020 11:17

Berlin (dpa) - Das Umweltbundesamt dringt auf eine schnelle Reform
des CO2-Preises in der EU und mehr Klimaschutz im Verkehrs- und
Gebäudebereich. Dann wäre es möglich, den Treibhausgas-Ausstoß der
EU
bis 2030 um mindestens 60 Prozent gegenüber 1990 zu senken, teilte
die Behörde am Mittwoch mit. Das wären nochmal fünf Prozentpunkte
mehr, als die EU-Kommission bisher vorgeschlagen hat. Bis Ende des
Jahres wollen sich die Mitgliedstaaten auf ein neues 2030-Ziel
einigen, bisher gilt ein CO2-Minderungsziel von 40 Prozent. Was das
neue Ziel ganz konkret für die Verpflichtungen der einzelnen Staaten
bedeutet und wie es erreicht werden soll, ist noch offen.

Der Präsident des Umweltbundesamtes, Dirk Messner, sagte: «Wir haben
es mit einer Situation zu tun, in der uns die Zeit wegläuft.» Es
müsse schnell und zielgerichtet gehandelt werden, um die globale
Erwärmung noch auf unter zwei Grad zu begrenzen, wie es im Pariser
Klimaabkommen vereinbart ist.

Zentral für mehr Klimaschutz in der EU wäre aus Sicht der deutschen
Umweltbehörde, den Handel mit Verschmutzungsrechten, der bisher nur
Energiewirtschaft und Teile der Industrie umfasst, zu reformieren -
und unter anderem die Zahl der Emissions-Zertifikate stärker zu
verknappen. Dieser Bereich könne und müsse den größten Anteil
liefern. Unternehmen bräuchten aber schnell Planungssicherheit.

Für Bereiche wie Verkehr und Gebäude, vor allem Heizungen, wäre aus
Sicht des Umweltbundes ein solcher EU-weiter Emissionshandel
ebenfalls sinnvoll - wenn auch zunächst separat von dem der Energie.
Einnahmen aus dem CO2-Preis, den Deutschland ab 2021 für Sprit,
Heizöl und Erdgas auf nationaler Ebene einführt, könnten für
klimafreundliche Investitionen genutzt werden, hieß es. Neben diesen
marktwirtschaftlichen Instrumenten hält das Amt auch weitere
rechtliche Vorgaben für notwendig, etwa verschärfte Vorschriften für

Pkw- und Lkw-Flotten oder eine deutlich beschleunigte Sanierung des
Gebäudebestands.