EZB in Lauerstellung - zunächst keine Änderungen erwartet

28.10.2020 17:30

Frankfurt/Main (dpa) - Europas Währungshüter bleiben in der
Corona-Krise in Alarmbereitschaft. «Wenn mehr getan werden muss,
werden wir mehr tun», betonte EZB-Präsidentin Christine Lagarde
kürzlich in einem Interview. Viele Volkswirte erwarten inzwischen,
dass die Europäische Zentralbank (EZB) im Kampf gegen die
wirtschaftlichen Folgen der Pandemie noch einmal nachlegen wird.

Mit weiteren Schritten wird jedoch erst in der Dezember-Sitzung
(10.12.) gerechnet, wenn der Notenbank neueste Prognosen zur
Entwicklung von Konjunktur und Inflation vorliegen. Dann könnte die
EZB ihr in der Pandemie aufgelegtes Kaufprogramm für Staats- und
Unternehmensanleihen nochmals ausweiten. Bislang sind dafür 1,35
Billionen Euro bis mindestens Ende Juni 2021 veranschlagt.

Bei seinen Beratungen an diesem Donnerstag dürfte der EZB-Rat keine
Änderungen am derzeitigen Kurs vornehmen, die Beschlüsse werden am
Nachmittag (13.45 Uhr) verkündet. Der Leitzins im Euroraum liegt seit
viereinhalb Jahren auf dem Rekordtief von null Prozent. Banken müssen
seit Mitte Juni 2014 Zinsen zahlen, wenn sie Geld bei der Notenbank
parken. Aktuell liegt dieser Einlagenzins bei minus 0,5 Prozent.

Zudem kauft die EZB seit Jahren in großem Stil Wertpapiere, vor allem
Staatsanleihen. So will die EZB die Wirtschaft ankurbeln und ihrem
Ziel eines stabilen Preisniveaus bei knapp unter 2,0 Prozent
Inflation näher kommen. Umweltschützer werfen der Notenbank vor, zu
viele Anleihen aus Industrien kaufen, die dem Klima schaden. Das
globalisierungskritische Netzwerk Attac hat für Donnerstag (13.30
Uhr) zur Demonstration vor dem EZB-Gebäude in Frankfurt aufgerufen.

Derzeit läuft eine umfassende Überprüfung der geldpolitischen
Strategie. Dabei setzt EZB-Präsidentin Lagarde unter anderem auf den
Dialog mit Kritikern. Die Französin, die ihr Amt am 1. November 2019
antrat, will auch dem Klimawandel in den Überlegungen Raum geben.