Kramp-Karrenbauer gibt Macron contra: Werden Nato und USA brauchen

19.11.2020 04:00

Augsburg/Berlin (dpa) - Angesichts der Kritik des französischen
Präsidenten Emmanuel Macron hat Verteidigungsministerin Annegret
Kramp-Karrenbauer erneut ihre Auffassung bekräftigt, dass sich Europa
absehbar nicht ohne die USA verteidigen kann. Die scheidende
CDU-Chefin sagte am Mittwochabend bei der Veranstaltungsreihe
«Augsburger Allgemeine Live», in weiten Teilen sei sie sich mit
Macron zwar einig, nämlich dass die Europäer mehr tun müssten für
ihre eigene Sicherheit und Verteidigung. Worum es am Ende aber gehe,
sei die Frage: «Tun wir es, um ein besseres Verhältnis mit den USA zu
haben? Oder tun wir es, um ohne die USA und ohne Nato zurecht zu
kommen? Und ich bin der festen Überzeugung: Wir werden immer noch die
Nato und gute amerikanische Verbündete brauchen.»

Macrons Vision einer europäischen Armee teile sie ebenfalls. «Ob das
am Ende eine europäische Armee ist oder eine Armee der Europäer,
darüber kann man streiten. Aber dass wir gemeinsam als Europäer in
den Einsatz gehen wollen und dass wir auch gemeinsam auch
Verteidigungssysteme für die Zukunft entwickeln wollen, das ist
völlig unbestritten.»

Macron hatte am Montag Äußerungen Kramp-Karrenbauers als
«Fehlinterpretation der Geschichte» kritisiert und sich für
europäische Souveränität in Verteidigungsfragen ausgesprochen. Der
Streit um mehr europäische Eigenständigkeit in Verteidigungsfragen
ist eine Konsequenz aus der Amtszeit von US-Präsident Donald Trump,
der unter anderem die Nato in Frage gestellt hat. Aber auch Macron
hat dem transatlantischen Verteidigungsbündnis den «Hirntod»
attestiert und wirbt seit längerem für stärkere Eigenständigkeit
Europas. Frankreich ist nach dem Austritt Großbritanniens aus der EU
einzige Atommacht in der Europäischen Union.