EZB-Präsidentin Lagarde deutet erneut Lockerung der Geldpolitik an

19.11.2020 10:22

Brüssel (dpa) - Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte angesichts
der zweiten Corona-Welle auf eine zusätzliche Lockerung ihrer schon
sehr lockeren Geldpolitik zusteuern. Auf der nächsten Zinssitzung im
Dezember werde die Notenbank ihre Instrumente auf Basis aktueller
Informationen anpassen, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde am
Donnerstag vor einem Ausschuss des EU-Parlaments. Sie bekräftigte
damit frühere Äußerungen.

Lagarde wurde jedoch etwas deutlicher als noch vor wenigen Wochen.
Auf die erste Corona-Welle im Frühjahr habe die Notenbank schnell und
kraftvoll reagiert. Dieses Vorgehen sei sehr erfolgreich gewesen.
«Wir werden die aktuelle Phase der Krise mit demselben Ansatz und
derselben Entschlossenheit angehen», kündigte Lagarde an. Der Euro
fiel nach den Bemerkungen auf ein Tagestief zum US-Dollar.

Etwas konkreter wurde Lagarde mit Blick auf die zu erwartenden
Schritte. Grundsätzlich stünden alle Optionen zur Verfügung.
Allerdings seien die milliardenschweren Corona-Wertpapierkäufe (PEPP)
und die langfristigen Billigkredite für die Banken (TLTRO) im
aktuellen Umfeld wirksam gewesen. Sie könnten «dynamisch» angepasst
werden, sagte Lagarde. «Sie dürften daher die wichtigsten Instrumente
zur Anpassung unserer Geldpolitik bleiben.»

Das Corona-Wertpapierkaufprogramm der EZB hat gegenwärtig ein Volumen
von 1,35 Billionen Euro, das bei weitem noch nicht ausgeschöpft ist.
Hinzu kommen extrem günstige Langfristkredite, mit denen die EZB die
Geschäftsbanken in mehreren Runden versorgt hat. Nach derzeitiger
Planung stehen noch zwei weitere Geldspritzen dieser Art an.