EU sichert sich weitere 300 Millionen Dosen Biontech-Impfstoff

08.01.2021 12:22

Nach einem teils schleppendem Impfstart in vielen EU-Staaten war die
Kritik laut. Auch in Deutschland wurden fehlende Mittel beklagt.
EU-Kommissionschefin von der Leyen weist die Kritik zurück - und
präsentiert einen neue Abmachung mit Biontech/Pfizer.

Brüssel (dpa) - Die EU kann im laufenden Jahr auf weitere bis zu 300
Millionen Dosen Corona-Impfstoff der Mainzer Firma Biontech und ihres
US-Partners Pfizer zurückgreifen. 75 Millionen Dosen davon sollten
bereits bis Ende des zweiten Quartals zur Verfügung stehen, sagte
EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen am Freitag in Brüssel.

Von den bereits zugelassenen Mitteln von Biontech/Pfizer sowie dem
US-Unternehmen Moderna hat die EU sich mittlerweile 760 Millionen
Einheiten gesichert. Damit könnten mehr als 80 Prozent der
EU-Bevölkerung geimpft werden, sagte von der Leyen.

Der neue Vertrag folgt auf Klagen über Knappheit von Impfstoff in
Deutschland und anderen EU-Staaten. Sowohl Bundesgesundheitsminister
Jens Spahn (CDU) als auch die EU-Kommission standen in der Kritik.
Das Biontech/Pfizer-Präparat war am 21. Dezember als erster
Corona-Impfstoff in der EU zugelassen worden. Am Mittwoch wurde auch
das Mittel des US-Herstellers Moderna genehmigt.

Bereits im November hatte die EU-Kommission für alle 27 Staaten bis
zu 300 Millionen Impfstoffdosen von Biontech/Pfizer bestellt - eine
feste Bestellung von 200 Millionen Dosen und eine Option auf 100
Millionen weitere, die vor kurzem gezogen wurde. Auch die neue
Vereinbarung sieht diese Aufteilung vor.

Der Impfstoff von Biontech/Pfizer ist der bislang einzige, der in der
EU genutzt wird. Von der Leyen sagte, sie sei besonders froh, dass 75
Millionen Einheiten bis Ende Juni ausgeliefert würden. Sie
verteidigte die europäische Impfstrategie: «Ich bin der tiefen
Überzeugung, dass dieser europäische Weg richtig ist und ich glaube,
in der Rückschau wird sich das auch beweisen», sagte die deutsche
Politikerin. «Europa wird mehr als genügend Impfstoff haben in einem
verlässlichen Zeitrahmen.» Es sei von vorneherein klar gewesen, dass
man nicht «auf einen Schlag» alle impfen könne.

Wenn man eines Tages zurückschaue, werde man sehen, dass es zu Beginn
etwas holprig war. «Das ist immer so bei solchen großen
Veränderungen, die man angeht. Aber in der Rückschau bin ich der
festen Überzeugung, dass man sehen wird, dass hier viel geleistet
worden ist in den Mitgliedstaaten, die Impfungen tatsächlich auch auf
den Weg zu bringen.» Sie betonte, dass alle Entscheidungen über
Impfstoff-Einkäufe gemeinsam mit den EU-Staaten getroffen würden.
Kritik am teils langsamen Impfstart der EU-Staaten vermied die
CDU-Politikerin.

In Deutschland wird derzeit ein neuer Produktionsstandort von
Biontech in Marburg aufgebaut. Wenn dieser wie geplant im Februar in
Betrieb gehe, dann könne das Unternehmen die Impfstoffproduktion
massiv ausbauen, sagte Spahn jüngst. «Das führt zu früheren
Lieferungen bestellter Dosen.»

Neben Biontech/Pfizer gibt es bereits Rahmenverträge mit fünf
weiteren Herstellern. Inklusive des neuen Vertrags mit
Biontech/Pfizer kann die EU nun insgesamt mehr als zwei Milliarden
Dosen beziehen. Von Moderna hat die EU-Kommission bis zu 160
Millionen Dosen gesichert.