Impfmengen können um bis zu 20 Prozent steigen - Neuer Vertrag

08.01.2021 13:01

Gute Nachrichten für die Impfkampagne gegen Corona: Die aktuell
gelieferten Mengen sollen für spürbar mehr Menschen reichen als
bisher gedacht. Mittelfristig kommen Millionen weitere Dosen dazu.

Berlin/Brüssel (dpa) - Der knappe Corona-Impfstoff soll für mehr
Menschen reichen als bisher gedacht. Denn seit Freitagnachmittag kann
aus den gelieferten Ampullen mehr von dem schützenden Serum entnommen
werden. Die Mengen könnten sich so voraussichtlich um bis zu 20
Prozent steigern, teilten die europäische Arzneimittelbehörde EMA und
ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums am Freitag mit.
EU-weit gibt es zudem eine neue Vereinbarung über bis zu weitere 300
Millionen Dosen Corona-Impfstoff der Mainzer Firma Biontech und
seines US-Partners Pfizer.

Um die Zahl der einzelnen Dosen zu steigern, ließ die europäische
Arzneimittelbehörde EMA zu, dass sechs statt bisher fünf Dosen aus
einer Ampulle von Biontech/Pfizer gezogen werden dürfen, wie der
Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums mitteilte. Diese
Möglichkeit wird bereits seit Tagen diskutiert und geprüft.

Das Verfahren ist allerdings in der Umsetzung an bestimmte
Voraussetzungen geknüpft. So seien entsprechende Spritzen nötig, um
sechs Dosen aus einer Ampulle zu ziehen, sagte der Sprecher. Man
könne in mehreren Ampullen verbleibenden Impfstoff nicht einfach
zusammengießen.

Das Ministerium von Ressortchef Jens Spahn (CDU) hatte die
Möglichkeit bereits am Sonntag als eines von mehreren «aktuellen
Projekten rund um die Zulassung von COVID-19-Impfstoffen»
aufgelistet. Demnach enthalten die Biontech/Pfizer-Behältnisse fünf
Impfdosen. «In der Praxis hat sich herausgestellt, dass aufgrund
einer «Über-Füllung» der Fläschchen seitens des Herstellers mit
geeigneten Spritzen und Kanülen sechs Dosen aus einem Fläschchen
gezogen werden können», so das Ministerium.

Dieses Vorgehen - bei Einhaltung aller Sorgfaltspflichten - habe das
Ministerium in Absprache mit dem in Deutschland zuständigen
Paul-Ehrlich-Institut und dem Hersteller bereits am 27. Dezember in
einem Schreiben gegenüber den Ländern befürwortet. Ein Antrag auf
eine entsprechende Änderung der Zulassung liege vor, so das
Ministerium damals. «Bezogen auf die bereits ausgelieferten 1,34
Millionen Impfdosen könnten so beispielsweise bis zu 1,6 Millionen
Impfungen durchgeführt werden.»

Ein Sprecher der Hamburger Gesundheitsbehörde hatte bereits am
Vormittag der Deutschen Presse-Agentur gesagt, dass die Hansestadt
die verfügbare sechste Dosis nun verwende, «um keine Impfstoffmengen
zu verschwenden». Die Restmenge musste bislang mit den Flaschen
entsorgt werden. Der Leiter des zentralen Impfezentrums in den
Hamburger Messehallen, Dirk Heinrich, sprach von einer «wunderbaren
Nachricht».

Die EU kann im laufenden Jahr zudem auf weitere bis zu 300 Millionen
Dosen Corona-Impfstoff der Mainzer Firma Biontech und ihres
US-Partners Pfizer zurückgreifen. 75 Millionen Dosen davon sollten
bereits bis Ende des zweiten Quartals zur Verfügung stehen, sagte
EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen in Brüssel. Von den bereits
zugelassenen Mitteln von Biontech/Pfizer sowie dem US-Unternehmen
Moderna hat die EU sich mittlerweile 760 Millionen Einheiten
gesichert. Damit könnten mehr als 80 Prozent der EU-Bevölkerung
geimpft werden, sagte von der Leyen.

Ein Sprecher Spahns sprach von einer «guten Nachricht». Wie viele
Impfdosen davon auf Deutschland entfallen, konnte er in der laufenden
Pressekonferenz der Sprecher der Bundesregierung am Mittag noch nicht
sagen, da der neue Vertrag noch ganz frisch sei.

Die Frage, ob Deutschland über die EU-Kontingente hinaus Alleingänge
bestreite, die diese Impfmengen für andere EU-Staaten verkleinern
könnten, verneinte der Sprecher. Es seien zwar Lieferungen von
Biontech/Pfizer von 30 Millionen Dosen an Deutschland unabhängig von
den EU-Verträgen voraussichtlich in diesem Jahr geplant. Aber das
vermindere die EU-Kontingente nicht.

Aus den EU-Verträgen erhalte Deutschland rund 60 Millionen Dosen von
Biontech/Pfizer, aus den bilateralen Vereinbarungen 30 Millionen.
Dazu komme das Präparat des US-Konzerns Moderna in einem Volumen von
50 Millionen Dosen. Diese rund 140 Millionen Dosen reichten aus, um
eine Herdenimmunität in Deutschland zu erreichen, hieß es.

Wie geplant ausgeliefert wurden in Deutschland laut dem
Ministeriumssprecher die angekündigten neue Biontech-Impfdosen. Es
handelt sich um insgesamt 667 875 Dosen. Die Lieferung erfolge über
Biontech direkt an die 27 Anlieferzentren der Länder, hatte es im
Vorfeld geheißen. Den größten Anteil sollte das bevölkerungsreichst
e
Bundesland Nordrhein-Westfalen mit 141 375 Dosen erhalten, den
kleinsten Bremen mit 4875 Dosen.