EU-Gesundheitskommissarin kritisiert Impfstoffkauf wie in Deutschland

13.01.2021 11:24

Brüssel (dpa) - EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides hat die
Beschaffung der Corona-Impfstoffe durch die Europäische Union
verteidigt und zusätzliche nationale Lieferabsprachen mit Herstellern
kritisiert. Diese untergrüben den europäischen Ansatz, erklärte
Kyriakides am Mittwoch. Der Vorwurf trifft Deutschland und dessen
Zusatzabsprachen mit dem Impfstoffhersteller Biontech.

So hatte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums am Freitag gesagt,
dass «wir aus EU-Verträgen rund 60 Millionen Biontech-Impfstoffe
bekommen und aus bilateralen Verträgen beziehungsweise Absprachen,
Zusagen 30 Millionen, insgesamt 90 Millionen in diesem Jahr».

Kyriakides nannte Deutschland in ihren Äußerungen zu einer
Videokonferenz der EU-Gesundheitsminister nicht ausdrücklich. Sie
erinnerte aber daran, dass alle EU-Staaten die Teilnahme an der
gemeinsamen Beschaffung bestätigt hätten. Somit hätten sie
zugestimmt, «keine eigenen Verfahren zum Kauf dieses Impfstoffs mit
demselben Hersteller einzuleiten».

Sie verstehe innenpolitische Zwänge, fügte die Gesundheitskommissarin
hinzu. «Aber wir sind gemeinsam stärker und liefern bessere
Ergebnisse für unsere Bürger.» Die EU habe bessere Verträge und
Bedingungen erreicht, als es für Einzelstaaten möglich gewesen wäre.


Kyriakides nannte die Corona-Impfungen eine Mammutaufgabe. Sie
drängte die EU-Staaten, von der Möglichkeit Gebrauch machen, nötiges

Material wie Spritzen, Nadeln oder Handschuhe gemeinsam zu
beschaffen. «Ich bitte Sie alle, diese Option zu nutzen, damit die
Impfkampagne schnell und flüssig weitergehen kann.»