Semsrott verlässt Die Partei nach Rassismus-Vorwürfen gegen Sonneborn

13.01.2021 14:53

Brüssel (dpa) - Der Europa-Abgeordnete und Satiriker Nico Semsrott
hat seinen Austritt aus der Partei Die Partei verkündet. Der
34-Jährige begründete dies am Mittwoch damit, wie Parteichef Martin
Sonneborn mit Rassismusvorwürfen umgehe. «Ich finde seine Reaktion
auf die Kritik falsch und inakzeptabel. Das ging mir in der
Vergangenheit schon in anderen Fällen so», heißt es in einer
Erklärung, die Semsrott auf Twitter verbreitete. Hintergrund ist
unter anderem ein mittlerweile gelöschter Tweet Sonneborns von
vergangener Woche.

Dort war der Partei-Chef mit einem T-Shirt zu sehen, dessen
Schriftzug suggeriert, Asiaten könnten kein R aussprechen. Etliche
Nutzer gaben an, sich rassistisch beleidigt zu fühlen. Sonneborn
legte mit einem weiteren Tweet nach, der ein Cover der
Satire-Zeitschrift «Titanic» zeigt, deren Chefredakteur er früher
war. Dazu schrieb er: «So, und jetzt bitte schön diskutieren, was
Satire darf & soll, die Grenzen bitte nicht vergessen. Merke: der
erste Zugriff («Wah! Rassismus!») ist oft nicht der beste.»

Semsrott wurde 2019 auf der Liste von Die Partei ins Europaparlament
gewählt. Anders als Sonneborn, der als fraktionsloser Abgeordneter im
EU-Parlament sitzt, hat er sich der Grünen-Fraktion angeschlossen.
Semsrott warf Sonneborn nun einen «ignoranten Umgang mit Feedback»
vor. «Wenn sich Menschen von seinen Postings rassistisch angegriffen
fühlen, muss er nicht viel tun. Es reichen Mitgefühl und der Respekt
vor den Betroffenen, um das eigene Verhalten zu korrigieren.»

Wenn er Kritik keinen Raum geben könne, den gesellschaftlichen
Kontext ausblende, «beleidigt seine Machtposition ausnutzt, sobald
Betroffene sich gegen Beleidigungen wehren» und den Schwerpunkt
darauf lege, dass «andere nur zu doof seien, seine Kunst zu
verstehen», solle er gehen, «weil er aus der Zeit gefallen und am
falschen Ort ist». Er habe Sonneborn vor einigen Tagen gebeten, sich
zu entschuldigen, schrieb Semsrott. «Er hat es nicht gemacht. Das ist
also kein Versehen, er will das eindeutig so.»

Die Partei sei in der öffentlichen Wahrnehmung jedoch vor allem
Sonneborns Projekt. Dafür wolle er sein Gesicht nicht weiter
hergeben, so Semsrott. Sein Mandat als Europaabgeordneter werde er
jedoch behalten.