) USA: Erste Hinrichtung einer Frau auf Bundesebene seit 67 Jahren

13.01.2021 18:14

Washington (dpa) - Die Regierung des abgewählten US-Präsidenten
Donald Trump hat kurz vor dessen Ablösung eine wegen Mordes
verurteilte Frau hinrichten lassen. Die 52-jährige Lisa Montgomery
starb in der Nacht zum Mittwoch (Ortszeit) durch eine Giftspritze im
Gefängnis in Terre Haute im US-Bundesstaat Indiana, wie die «New York
Times» und andere Medien unter Berufung auf die zuständige Behörde
berichteten. Dies sei die erste Hinrichtung einer nach Bundesrecht
verurteilten Straftäterin seit 1953. Stunden zuvor hatte der Oberste
Gerichtshof mit zwei Entscheidungen den Weg für die Exekution frei
gemacht.

Montgomery war im Jahr 2007 des Mordes sowie Kidnappings schuldig
gesprochen worden, nachdem sie eine schwangere Frau getötet und ihr
das Baby aus dem Bauch geschnitten hatte. Für die Tat, die über die
USA hinaus Abscheu und Entsetzen ausgelöst hatte, wurde sie später
zum Tode verurteilt.

Im Jahr 2004 hatte Montgomery die damals 23-jährige Bobbie Jo
Stinnett im Internet kennengelernt. Sie besuchte ihr Opfer zu Hause
in Skidmore (Missouri) unter dem Vorwand, einen Hund von ihr kaufen
zu wollen. Stinnett wurde erwürgt und mit aufgeschnittenem Unterleib
aufgefunden. Nach einer US-weiten Suche spürte die Polizei Tage
später die Täterin im Nachbarstaat Kansas auf. Das Kind hatte sie bei
sich. Freunden und Bekannten erzählte sie, es sei die eigene Tochter.
Das Mädchen überlebte die Tat und wuchs beim Vater auf.

Die US-Regierung von Präsident Donald Trump hatte die Vollstreckung
von Todesurteilen im vergangenen Jahr nach einem gewonnenen
Rechtsstreit wieder aufgenommen. Während viele US-Bundesstaaten die
Todesstrafe vollstrecken, hatte es zuvor auf Bundesebene seit 2003
keine Hinrichtung mehr gegeben. Medienberichten zufolge hat die
Regierung seither zehn Straftäter hinrichten lassen.

Ein Sprecher des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell sagte am
Mittwoch, man bedaure die Hinrichtung zutiefst. Die EU sei unter
allen Umständen entschieden gegen die Todesstrafe. Diese sei mit der
menschlichen Würde und dem Recht auf Leben unvereinbar, unmenschlich,
erniedrigend und habe eine keine abschreckende Wirkung. Zugleich
betonte der Sprecher, die EU sei entschieden für eine effektive
Strafverfolgung. Er rief die US-Regierung auf, bis zur Amtsübergabe
keine weiteren Todesurteile auf Bundesebene zu vollstrecken.

Die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung Bärbel Kofler hatte
die US-Regierung vergeblich aufgerufen, von der Hinrichtung
abzusehen. Ein US-Gericht habe Lisa Montgomery mehrfache psychische
Erkrankungen attestiert, erklärte Kofler. «Sie war seit früher
Kindheit häuslicher und sexueller Gewalt ausgesetzt.»

Bis zur Amtsübernahme des siegreichen Trump-Herausforderers Joe Biden
am 20. Januar will die US-Regierung nach Angaben des Death Penalty
Information Centers noch zwei weitere Todesurteile vollstrecken. Der
künftige Präsident Biden - ein Demokrat - hat sich für die
Abschaffung der Todesstrafe auf Bundesebene ausgesprochen. Der
Republikaner Trump ist ein Befürworter der Todesstrafe.