EU arbeitet an Impf-Zertifikat - Vorerst keine Vorteile für Geimpfte

22.01.2021 00:25

Brüssel (dpa) - Die 27 EU-Staaten wollen an einem gemeinsamen
Corona-Impfpass arbeiten - die Diskussion über mögliche Vorteile für

Geimpfte jedoch erst später führen. «Wir denken, dass wir in der Lage

sein sollten, uns auf gemeinsame Elemente zu verständigen, die in das
Zertifikat für medizinische Zwecke aufgenommen werden», sagte
EU-Ratschef Charles Michel am Donnerstag nach Videoberatungen mit den
EU-Staats- und Regierungschefs. Zu einem späteren Zeitpunkt könne man
schauen, ob und wie das Zertifikat noch anderweitig genutzt werden
könne. Zum jetzigen Zeitpunkt sei es jedoch unrealistisch, die
Konsequenzen vollständig abzuschätzen.

Vor dem EU-Videogipfel hatten besonders Urlaubsländer wie Malta,
Griechenland und Spanien für einen einheitlichen Impfpass und damit
verbundene Vorteile wie freies Reisen für Geimpfte geworben.
Kanzlerin Angela Merkel lehnte diese Diskussion als verfrüht ab.

EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen sagte am Donnerstagabend,
man müsse differenzieren: Die Dokumentierung des Impfens sei eine
medizinische Notwendigkeit, und mit dem gelben Impf-Zertifikat der
Weltgesundheitsorganisation gebe es einen weltweiten Standard. Die
zweite Frage sei, wofür man das Zertifikat nutzen könne. Dies müsse
vorsichtig abgewogen werden, da manches noch unklar sei.

So sei nicht geklärt, ob Geimpfte das Virus weiter übertragen und wie
lange der Impfschutz anhalte, sagte von der Leyen. Eine politische
Frage sei, wie die Rechte jener gewahrt blieben, die sich noch nicht
impfen lassen konnten oder die einen legitimen Grund haben, sich
nicht impfen zu lassen. Auch müssten die persönlichen Daten der
Menschen geschützt werden. Wenn die Zeit reif sei, müsse darüber eine

ausführliche Debatte geführt und Konsens unter den EU-Staaten
gefunden werden.