Verzögerungen bei Impfstoffen: EU erhöht Druck auf Hersteller

24.01.2021 12:53

Brüssel (dpa) - EU-Ratspräsident Charles Michel hat die Hersteller
von Corona-Impfstoffen angesichts von Lieferverzögerungen vor
möglichen Konsequenzen gewarnt. «Wir erwarten, dass die von den
Pharmaunternehmen bestätigten Verträge eingehalten werden», sagte
Michel am Sonntag dem französischen Sender Europe 1. Um die
Einhaltung der Verträge zu gewährleisten, könne die EU auch
«juristische Mittel» nutzen.

Man verstehe, dass es Probleme geben könne, erklärte Michel. Es
brauche aber Klarheit über die Gründe. So habe Pfizer anfangs
Verzögerungen von Impfstofflieferungen von mehreren Wochen
angekündigt. Nachdem man mit der Faust auf den Tisch gehauen habe,
sei es dann aber nur noch um eine Woche gegangen.

Nach der Pharmaunternehmen-Kooperation aus Biontech und Pfizer hatte
am Freitag auch der Hersteller Astrazeneca angekündigt, zeitweise
weniger Impfstoff liefern zu können als ursprünglich geplant. Grund
sei eine geringere Produktion an einem Standort in der europäischen
Lieferkette, hieß es. Nach Angaben aus der EU-Kommission soll es nun
an diesem Montag ein weiteres Treffen des Lenkungsausschusses zur
EU-Impfstrategie zu den Verzögern geben.

Die Brüsseler Behörde geht eigentlich davon aus, dass die
Mitgliedstaaten mit den von ihr eingekauften Impfstoffen bis Ende des
Sommers mindestens 70 Prozent der erwachsenen Bevölkerung impfen
können. EU-Ratspräsident Charles Michel räumte am Sonntag ein, dass
dieses Ziel nur schwierig zu realisieren sein werde.

Das britisch-schwedische Unternehmen Astrazeneca hat seinen Impfstoff
zusammen mit der britischen Universität Oxford entwickelt. Er wird in
Großbritannien bereits genutzt. Für diese Woche wird auch eine
Zulassung in der Europäischen Union erwartet.