Merkel dämpft Hoffnung auf schnelle Öffnungen durch Selbsttests

25.02.2021 20:40

Berlin (dpa) - Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat Hoffnungen auf sehr
schnelle und umfassende Lockerungen der strengen
Kontaktbeschränkungen mit der Einführung der Corona-Selbsttests
gedämpft. Es müsse zunächst gründlich geprüft werden, «ob wir u
ns
durch ein vermehrtes Testen auch mit diesen Selbsttests einen Puffer
erarbeiten können, so dass wir in der Inzidenz etwas höher gehen
können als 35», sagte Merkel am Donnerstagabend nach dem
Video-EU-Sondergipfel zum weiteren Vorgehen in der Corona-Pandemie.
Man könne trotz der Selbsttests weder auf Inzidenzen generell
verzichten noch sofort öffnen.

Merkel sagte, es könne «nicht so sein, dass wir erst die Öffnung
definieren und anschließend mal gucken, ob das Testen uns hilft. Das
wäre aus meiner Sicht zu gefährlich.» Die Selbsttests und die
Verfügbarkeit der Antigen-Schnelltests in hoher Stückzahl böten eine

neue Option. Dann müsse man schauen, welche Wirkung das habe. «Und
dann kann man überlegen, ob wir damit eben auch etwas mehr Freiraum
zum Öffnen haben. Aber nicht unter Verzicht auf jegliche Inzidenz.»

Unter anderem der Handel hatte gefordert, dass die Wiedereröffnung
der Innenstädte nicht vom Erreichen einer Inzidenz von 35
Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern in sieben Tagen abhängig
gemacht werden dürfe.

Die notwendigen breiten Tests hätten drei Komponenten, sagte Merkel:
Schulen und Kindertagesstätten, in Betrieben sowie Angebote für
Testen der Bevölkerung in Testzentren. Man brauche genaue Angaben
über die Wirksamkeit der Selbsttests im Vergleich zu den
Antigen-Schnelltests. Zudem sei Klarheit nötig, ob mit einem
vermehrten Testen wirklich der Anstieg der Infektionen gestoppt
werden könne.

Es könnten nicht alle Schritte auf einmal gemacht werden, sagte die
Kanzlerin. Es müssten Pakete geschnürt werden aus den Bereichen
Kontaktbeschränkungen, Schule, Hochschule sowie Geschäfte,
Restaurants, Hotels, Kunst und Kultur und Sport. Dabei müssten
möglicherweise mehrere Stränge zu Paketen verbunden werden. Zwischen
den Öffnungsschritten müsse immer eine Zeit liegen, in der überprüf
t
werde, ob man weiter die Kontrolle über das Infektionsgeschehen
behalte. Zudem werde auch das Impfen Woche für Woche mehr Einfluss
haben - «aber das ist im Augenblick noch zu wenig».