Europäische Autobauer offen für schärfere CO2-Grenzwerte

31.03.2021 12:28

Brüssel (dpa) - Die europäische Autoindustrie zeigt sich offen für
eine Verschärfung von Kohlendioxid-Grenzwerten für mehr Klimaschutz.
Dies müsse aber gekoppelt werden an verbindliche Ausbauziele der
EU-Staaten für Elektroladesäulen und Wasserstofftankstellen, erklärte

der Branchenverband Acea am Mittwoch in Brüssel.

«Die Autobauer bleiben dem Ziel einer kohlenstoff-neutralen Mobilität
verpflichtet, und wir bringen die nötige Technologie sehr schnell auf
den Markt», versicherte Acea-Chef Oliver Zipse, der
Vorstandsvorsitzende von BMW. «Aber das kann keine einseitige
Verpflichtung sein.» Der Erfolg bei der Senkung der CO2-Werte hänge
von der nötigen Infrastruktur ab.

Bisher gilt, dass der CO2-Ausstoß bei Neuwagen 2030 im Schnitt um
37,5 Prozent niedriger sein muss als 2021. Da jedoch das EU-Klimaziel
für 2030 verschärft werden soll, will EU-Kommissionsvize Frans
Timmermans auch die Vorgaben für Autos und Vans nachschärfen. Ein
offizieller Vorschlag wird für Juni erwartet.

Der Umweltverband BUND sieht die Forderung der Industrie nach
staatlich aufgebauten Ladesäulen kritisch. «Für den Aufbau von
Ladeinfrastruktur ist die Automobilwirtschaft verantwortlich»,
erklärte BUND-Verkehrsexperte Jens Hilgenberg. «Dass sie dazu
finanziell in der Lage ist, zeigen die auch für 2020 ausgezahlten
Dividenden in Milliardenhöhe. EU und Bundesregierung können und
müssen dafür in erster Linie die rechtliche Rahmen setzen.»

Dass sich die Autoindustrie aktiv in die Debatte über schärfere
Grenzwerte einbringt, ist neu. Timmermans hatte noch Mitte März im
«Tagesspiegel am Sonntag» gesagt, in der Vergangenheit habe es
regelmäßig aus der Branche geheißen, dass neue Vorgaben unmöglich z
u
schaffen seien. «Und dennoch haben wir gerade in diesem letzten Jahr
gesehen, dass die Automobilindustrie es dann doch geschafft hat»,
sagte der Kommissionsvizepräsident damals.

Unabhängig von der Debatte über schärfere CO2-Werte will die
EU-Kommission 2021 auch eine neue Abgasnorm Euro 7 mit strikteren
Vorgaben für Stickoxide und andere Schadstoffe einführen. Dagegen
mobilisiert der Verband der Automobilindustrie. Die anvisierten
Grenzwerte seien so streng, dass dies auf ein Ende des
Verbrennungsmotors ab 2025 hinauslaufe, moniert der VDA.