Europaministerin kritisiert britische Impfstoff-Strategie

08.04.2021 06:30

Hannover (dpa/lni) - Niedersachsens Europaministerin Birgit Honé hat
Großbritannien aufgefordert, seine Corona-Impfstoffe nicht nur für
die eigene Bevölkerung zu nutzen. «Boris Johnson versucht, die
Pandemie für innenpolitische Erfolge zu nutzen, um von den
wirtschaftlichen Folgen des Brexits abzulenken», sagte die
SPD-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur über den britischen
Premierminister. Die Pandemie könne aber nur international bekämpft
werden. «Wer glaubt, es reiche, dass ein Land die Pandemie besiegt,
der irrt. Ich fordere alle Seiten auf, sich gegenseitig zu
unterstützen. Ein Impfdosenkrieg bringt niemandem etwas.»

Honé erklärte, die EU habe bereits 77 Millionen Impfdosen exportiert,
davon 21 Millionen nach Großbritannien. Die Briten hätten ihrerseits
hingegen einen Wettbewerb zugelassen, der laut EU-Kommission dazu
geführt habe, dass der Hersteller Astrazeneca seine Verträge mit der
EU nicht erfüllt, weil erst Großbritannien beliefert wurde. «Das ist

eine Schieflage, die korrigiert werden muss», forderte Honé.

Niedersachsens Landesregierung führt einen Mangel an Impfstoff immer
wieder als Grund für den schleppenden Impffortschritt an. Bisher hat
zwischen Harz und Küste erst jeder Achte eine Covid-19-Impfung
erhalten. Vollständig geimpft ist erst rund jeder Zwanzigste.