Von der Leyen auf dem Sofa - Türkei verteidigt Sitzordnung

08.04.2021 21:05

Istanbul (dpa) - In der Diskussion um die Sitzordnung beim
EU-Türkei-Treffen in Ankara hat sich die Türkei gegen Vorwürfe aus
Brüssel verteidigt. Es habe «ungerechte Anschuldigungen gegenüber der

Türkei gegeben», sagte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusog
lu
am Donnerstag. «Es wurde entsprechend der Anregungen der EU-Seite so
eine Sitzordnung aufgestellt. Punkt.» Das Treffen sei entsprechend
internationaler Standards und «türkischer Gastfreundschaft»
abgehalten worden.

Bei dem Treffen mit Erdogan im türkischen Präsidentenpalast war am
Dienstag für Michel ein großer Stuhl neben dem türkischen Staatschef

reserviert. Von der Leyen bekam hingegen einen Platz auf einem Sofa
in einiger Entfernung zugewiesen. Dort saß sie dem türkischen
Außenminister Mevlüt Cavusoglu gegenüber, der ebenfalls an dem
Gespräch teilnahm.

Die EU-Kommission hatte sich später darüber empört. Ein Sprecher
sagte, dass Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen aus ihrer
Sicht auf Augenhöhe mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip
Erdogan und dem EU-Ratspräsidenten Charles Michel hätte platziert
werden müssen. Auch von der Leyens Sprecher betonte, dass sich
Vorfälle wie der im Präsidentenpalast in Ankara nicht wiederholen
sollten.

Michel erklärte die Sitzordnung mit einer engen Auslegung von
protokollarischen Regeln durch die Türkei, betonte aber, dass er die
Situation ebenfalls als bedauerlich empfunden habe. Am Abend sagte er
in einem Fernsehinterview des belgischen Senders «LN24», er bedauer
e
zutiefst, dass diese Bilder entstanden seien. Er verstehe und
respektiere die Kritik daran - er habe «vielleicht» einen Fehler
gemacht, jedoch nicht die Gespräche mit der Türkei durch eine
Reaktion gefährden wollen.

Bei dem Treffen mit Erdogan hatten die EU-Spitzen am Dienstag über
einen möglichen Ausbau der Beziehungen der EU zur Türkei diskutiert.
Dabei ging es neben der wirtschaftlichen Zusammenarbeit und der
Kooperation beim Thema Migration auch um den Austritt der Türkei aus
einem internationalen Abkommen zum Schutz von Frauen. Von der Leyen
habe eine lange Diskussion mit Erdogan darüber geführt, hieß es von
der Kommission.