Italiens Premier Draghi bezeichnet Erdogan als «Diktator»

08.04.2021 22:24

Rom (dpa) - Der italienische Ministerpräsident Mario Draghi hat den
türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan als einen «Diktator»
bezeichnet, «den man braucht», und damit für Wirbel gesorgt. Draghi
äußerte sich am Donnerstagabend vor der Presse in Rom zu dem Besuch
der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und des
EU-Ratspräsidenten Charles Michel am Dienstag bei Erdogan. Von der
Leyen hatte bei dem Treffen keinen Stuhl bekommen, sondern saß etwas
abseits auf einem Sofa. Draghi stufte das als «Demütigung» der
Kommissionschefin ein.

«Das war ein Verhalten, das mir sehr wegen der Demütigung missfallen
hat, die die Präsidentin der EU-Kommission von der Leyen erleiden
musste», sagte der frühere Chef der Europäischen Zentralbank (EZB).
Man müsse mit «diesen, nennen wir sie (...) Diktatoren» eine klare
Sprache sprechen und die Unterschiede bei der Vorstellungen zur
Gesellschaft zum Ausdruck bringen. Man müsse aber auch bereit sein,
mit ihnen im Interesse des Landes zu kooperieren. Es brauche das
richtige Gleichgewicht, sagte Draghi. Die Wahl des Wortes Diktator
sorgte in italienischen Medien für viele Schlagzeilen.