Hinz fordert EU-weites Verbot unnötig langer Tiertransporte

10.04.2021 04:00

Nicht ausreichend Wasser, Futter oder Platz zum Liegen: Besonders bei
langen Transporten leiden Tiere oft unnötige Qualen. Hessen will das
ändern.

Wiesbaden (dpa/lhe) - Hessens Landwirtschaftsministerin Priska Hinz
(Grüne) fordert ein EU-weites Verbot unnötig langer Tiertransporte.
Dies müsse vor allem für solche Länder gelten, in denen Pausen und
eine artgerechte Versorgung auf der Strecke nicht sichergestellt
sind, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur in Wiesbaden. «Für die
Zucht kann Samen verschickt werden und für Fleisch ist kein Transport
lebender Tiere nötig», betonte sie.

Die Grünen-Politikerin sieht die Bundesregierung in der Pflicht.
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) habe einen
entsprechenden Beschluss des Bundesrates bislang nicht umgesetzt,
kritisierte Hinz. Dieser sei zwar kein Gesetz, dass die
Bundesregierung dann umsetzen muss, aber eine nachdrückliche
Aufforderung.

Das Landwirtschaftsministerium sei auch im Gespräch mit dem
EU-Parlament, wo sich ein Untersuchungsausschuss mit der Frage von
Tierschutz bei Tiertransporten befasse, erläuterte Hinz. Hessen hat
vor drei Jahren den Transport lebender Tiere in 17 Nicht-EU-Staaten
verboten. Auch andere Bundesländer hätten dies verfügt, darunter
Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und
Rheinland-Pfalz.

Nach den Worten von Hinz habe ein Schiff voller Schafe wegen der
Blockade des Suez-Kanals festgesteckt, in einem anderen Fall seien
spanische Rinder zweieinhalb Monate auf See unterwegs gewesen, weil
die Türkei die Tiere nicht angenommen habe. Die Rinder seien zum Teil
verendet oder hätten notgeschlachtet werden müssen. Welthandel mit
lebenden Tiere nannte die Ministerin «absurd».

Ein Hauptproblem langer Transporte liege darin, dass die
Amtstierärztinnen und Amtstierärzte vor Ort nach der Genehmigung
dafür verantwortlich seien, dass den Tieren kein Leid geschieht,
sagte Hinz. «Aber wie sollen sie in der Wetterau oder im
Schwalm-Eder-Kreis überprüfen, ob die Route nach Kasachstan so
gestaltet ist, dass es überall gute Rastplätze gibt?» Eine
entsprechende Datenbank biete nur lückenhafte Informationen.

Transporte innerhalb der EU liefen zwar oft tiergerechter - «aber
auch hier gibt es noch was zu tun», sagte Hinz. Es sei formal zwar
vorgesehen, Tiertransporte zeitlich zu begrenzen, aber dies müsse
auch kontrolliert werden, forderte Hinz und plädierte dafür, Tiere
möglichst nicht über längere Strecken zu transportieren und regional

zu schlachten.