Festgesetzter Frachter weiter in Rostock - Reederei in Gesprächen

03.04.2024 15:19

Seit Anfang März liegt ein Schiff im Seehafen Rostock fest. Zuerst
wegen technischer Probleme, dann trat der Zoll auf den Plan.
Aktivisten sprechen von einem großen Schlag.

Rostock (dpa) - Das Tauziehen um ein im Rostocker Überseehafen
festgesetztes russisches Schiff geht weiter. Die kanadische Reederei
CISN arbeitet eigenen Angaben zufolge eng mit den deutschen Behörden
zusammen, damit der Frachter «Atlantic Navigator II» seine Fahrt in
die USA so bald wie möglich fortsetzen kann.

Reederei hat Lizenz für Transport von Uran

Die CISN und ihre Tochtergesellschaften, darunter der
US-Schiffsbetreiber ARRC Line, dem der Frachter gehört, legten großen
Wert auf die strenge Einhaltung der Gesetze, darunter kanadische,
amerikanische, europäische und britische Sanktionsgesetze, teilte ein
Sprecher der CISN Shipping Group der dpa mit. Die Reederei habe unter
anderem eng mit Regierungsbehörden in den USA, Kanada und dem
Vereinigten Königreich zusammengearbeitet, um sicherzustellen, dass
alle Genehmigungen vorliegen, um den Transatlantikdienst weiterhin in
Übereinstimmung mit den geltenden Gesetzen anbieten zu können.

Nach Recherchen der «Ostsee-Zeitung» war das aus Russland kommende
Schiff auf dem Weg in die USA und unter anderem mit Birkenholz und
angereichertem Uran für US-Atomkraftwerke beladen. Ein Sprecher der
Reederei CISN teilte der dpa mit, sie seien die einzigen
Transporteure von Seefracht, «die für den sicheren Transport von
Gütern der Klasse 7 wie Kobalt 60 und schwach angereichertes Uran»
auf der Transatlantikroute zwischen Russland und den Vereinigten
Staaten zugelassen seien.

Der Betrieb des ARRC-Line-Transatlantic-Dienstes durch CISN sei ein
wesentlicher Bestandteil der Lieferkette für diese Güter, die für die

Bereitstellung von Gesundheitsdienstleistungen, die
Lebensmittelsicherheit sowie die Energiesicherheit in Nordamerika und
Europa von entscheidender Bedeutung seien.

Uran fällt nicht unter Sanktionen

Die EU verhängte als Reaktion auf Russlands Angriffskrieg gegen die
Ukraine massive Sanktionen gegen Russland. Für Uran gibt es aber kein
EU-Einfuhrverbot, allerdings für Holz. Die restriktiven Maßnahmen
gelten für insgesamt mehr als 1700 Menschen und über 400
Einrichtungen. Nicht eingeführt werden dürfen etwa Stahl,
Stahlerzeugnisse und Eisen, Gold und Diamanten, einschließlich
Schmuck, Zement, Asphalt, Holz, Papier, synthetischer Kautschuk und
Kunststoffe.

Holz als große Einnahmequelle für Russland 

Nach Informationen der britischen Nicht-Regierungsorganisation
Earthsight ist es eine der größten abgefangenen Holzlieferungen aus
Russland, sie habe einen Wert von 40 Millionen Euro. Gut ein Zehntel
der Ladung stamme von einem russischen Holzunternehmen, das dem
Oligarchen Alexej Mordaschow gehöre, der auf der EU-Sanktionsliste
steht. In Deutschland war Mordaschow vor dem Krieg größter
Einzelaktionär beim Touristikkonzern TUI. Holzimporte aus Russland
seien in den USA weiter ein Milliardengeschäft. Für die russische
Regierung bringe die Holzindustrie wichtige Einnahmen.   

Frachter in Eis geraten und dort Schaden erlitten

Der unter der Flagge der Marshall Islands fahrende, 193 Meter lange
Frachter «Atlantic Navigator II» lief dem Rostocker Hafen- und
Seemannsamt zufolge am 4. März wegen technischer Probleme am
Propeller zur Reparatur in den Rostocker Hafen ein. Im Anschluss
untersagten die Zollbehörden dem Schiff die Weiterfahrt.

Wie der Sprecher des Hafen- und Seemannsamts der dpa am Mittwoch
sagte, gehe man davon aus, dass der Frachter auf seiner Fahrt in Eis
geraten sei und so den Schaden erlitten habe, inzwischen aber
repariert und fahrfähig sei. 

Das zuständige Hauptzollamt Stralsund wies darauf hin, dass die
Schiffsladung, wie alle in die EU verbrachten Waren, der
zollamtlichen Überwachung unterliege. Dabei werde insbesondere die
Einhaltung der Beschränkungen des Außenwirtschaftsverkehrs geprüft,
unter anderem auch die Sanktionen gegenüber Russland. Details zur
Ladung nannte der Zoll zunächst nicht. All dies unterliege dem
Steuergeheimnis, betonte eine Zoll-Sprecherin am Mittwoch.