Umfrage: Zwei Drittel der Deutschen sehen Frieden in Europa bedroht

04.04.2024 19:46

Berlin (dpa) - Nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine hat die
Kriegsangst der Deutschen einer Umfrage zufolge deutlich zugenommen.
Zwei Drittel (67 Prozent) der Bundesbürger sehen die Sicherheit und
den Frieden in Europa stark oder sehr stark bedroht, wie aus dem am
Donnerstag veröffentlichten ARD-«Deutschlandtrend» hervorgeht. Dies
ist ein Anstieg um 28 Prozentpunkte im Vergleich zum Februar 2019.
Der Ukraine-Konflikt gewann im Bewusstsein der Deutschen zuletzt
wieder deutlich an Bedeutung: Der russische Angriffskrieg ist für 21
Prozent der Befragten eines der wichtigsten Probleme - ein Anstieg
von zwölf Prozentpunkten gegenüber September 2023. Nur der Komplex
Zuwanderung und Flucht wurde als wichtiger eingeordnet.

Für die repräsentative Umfrage hatte das Institut Infratest dimap am
Dienstag und Mittwoch mehr als 1300 Wahlberechtigte befragt.

Gut zwei Monate vor der Europawahl geht demnach eine deutliche
Mehrheit von 70 Prozent davon aus, dass Europa durch die EU sicherer
ist. Sechs von zehn Deutschen befürworten sogar eine gemeinsame Armee
der EU-Staaten. 

Positiv blicken die meisten Deutschen auch auf das Militärbündnis
Nato, das in dieser Woche sein 75-jähriges Bestehen feiert: 82
Prozent sagen, die transatlantische Allianz sei wichtig, um den
Frieden in Europa zu sichern - ein Wert, der im Vergleich zu einer
Umfrage im März 2022 stabil blieb. Nur jeder Zehnte stimmte dem nicht
zu. Mehr als zwei Drittel sind zudem der Meinung, ein Militärbündnis
mit den USA liege im europäischen Interesse. Nur neun Prozent der
Befragten finden, die Nato sei überflüssig und solle aufgelöst
werden.

In den vergangenen Wochen hatte US-Präsidentschaftsbewerber Donald
Trump mit Nato-kritischen Aussagen für Aufsehen und Sorge bei
Mitgliedern des Bündnisses gesorgt. Trump machte jüngst deutlich,
dass er Bündnispartnern mit seiner Ansicht nach zu geringen
Verteidigungsausgaben im Fall eines russischen Angriffs keine
amerikanische Unterstützung gewähren würde. In einem Interview sagte

er zudem, man dürfe nicht vergessen, dass die Nato wichtiger für
Europa sei als für die USA, denn es liege ein Ozean, «ein schöner,
großer, herrlicher Ozean» zwischen den USA und «einigen Problemen»
in
Europa.