Europol: 821 kriminelle Netzwerke bedrohen EU

05.04.2024 09:04

Brüssel/Den Haag (dpa) - 821 schwerkriminelle Netzwerke bedrohen nach
einem Bericht von Europol die EU. Diese professionellen Banden hätten
mehr als 25 000 Mitglieder, geht aus dem am Freitag in Den Haag
vorgelegten Bericht zum organisierten Verbrechen vor. Zum ersten Mal
wurden diese Netzwerke identifiziert und analysiert auf der Grundlage
von Daten aus allen EU-Mitgliedsstaaten. «Das schwere und
organisierte Verbrechen ist allgegenwärtig und stellt weiterhin eine
große Bedrohung der inneren Sicherheit der Europäischen Union dar.»
 

In dem Bericht geht es nur um die bedrohlichsten Netzwerke und ihre
Arbeitsweise. Es seien hochprofessionelle und international
operierende Organisationen. Sie seien flexibel, kontrollierend und
zerstörerisch. «Sie operieren nicht in einer isolierten kriminellen
Unterwelt», heißt es in dem Bericht, «sondern haben direkte
Einwirkung auf das Leben der EU-Bürger.» Als ein Beispiel nennt der
Bericht die mächtigen 'Ndrangheta-Familien in Italien. Profite aus
Drogen- und Waffenhandel würden in ganz Europa investiert in
Immobilien, Supermärkte oder Hotels.

Das Hauptgeschäft der Banden ist der Analyse zufolge der
Drogenhandel. Jedes zweite Netzwerk ist darin verwickelt, vorwiegend
geht es um Kokain, aber auch um synthetische Drogen und Cannabis.
Weitere Verbrechen sind Betrug, Einbrüche und Diebstahl,
Menschenhandel sowie Schmuggel von Migranten.

Die größte Bedrohung liegt Europol zufolge in der Infiltrierung der
legalen Geschäftswelt - Ziele sind dabei die Erleichterung und
Verdeckung der Verbrechen sowie das Waschen der Profite. 86 Prozent
der Netzwerke nutzten legale Geschäftsstrukturen, eine große Mehrheit
arbeite mit Korruption und Gewalt. 

Die Analyse soll dabei helfen, das organisierte Verbrechen gezielter
anzugehen, sagte Europol-Chefin Catherine De Bolle: «Verbrecher
gedeihen bei der Geheimhaltung, aber wir ändern das.»