Wissenschaft: EU-Naturschutzgesetz für sichere Ernährung entscheidend

05.04.2024 16:33

Im Streit um die richtige Klima- und Umweltpolitik der EU droht ein
wichtiges europäisches Gesetz auf den letzten Metern zu scheitern.
Nun schalten sich führende Wissenschaftler in den Streit ein.

Brüssel (dpa) - Führende europäische Wissenschaftler stellen sich im

Streit um ein heiß diskutiertes EU-Naturschutzgesetz gegen Positionen
von Bauern und Christdemokraten. «Das Gesetz ist von entscheidender
Bedeutung für Ernährungssicherheit, biologische Vielfalt und das
Klima», teilte der European Academies Science Advisory Council
(EASAC) am Freitag mit. In der Organisation haben sich die
Wissenschaftsakademien der EU-Staaten, Großbritanniens, Norwegens und
der Schweiz zusammengeschlossen.

Das Vorhaben biete die einzigartige Gelegenheit, Landwirte für
umweltfreundliches Wirtschaften zu entlohnen. Nachhaltige Ökosysteme
seien sowohl für die Ernährungssicherheit in Europa als auch das
Wirtschaftsinteresse der Landwirte gut. Der EASAC fordert die
EU-Staaten auf, das Gesetz möglichst schnell zu verabschieden.
«Europas führende Wissenschaftler bezweifeln die von den Gegnern des
Gesetzes vorgebrachten Argumente», heißt es in der EASAC-Mitteilung.

Mit dem Gesetz sollen in der Europäischen Union künftig mehr Bäume
gepflanzt sowie Moore und Flüsse in ihren natürlichen Zustand
zurückversetzt werden. Das Europaparlament hatte bereits im Februar
grünes Licht für das Vorhaben gegeben. Aufseiten der EU-Staaten liegt
das Vorhaben aber derzeit auf Eis. 

Vor allem konservative Politiker und Bauernverbände befürchten eine
unverhältnismäßige Belastung für Landwirte. Das Gesetz war wegen de
r
Kritik im Verhandlungsprozess bereits deutlich abgeschwächt worden.
Zuvor war von Kritikern die These vertreten worden, das Gesetz
gefährde die Ernährungssicherheit in Europa. Darin sah und sieht die
Gegenseite Panikmache. Die Grünen-Europaabgeordnete Jutta Paulus
sagte am Freitag: «Den Bauern einzureden, dass der Schutz von
Trinkwasser und bestäubenden Insekten Schuld trägt an ihren
existenziellen Problemen, ist absurd!»

Zwei Berichte zeigten, dass es möglich sei, gleichzeitig hohe Erträge
zu sichern, die Umweltbelastung zu verringern und die biologische
Vielfalt zu verbessern, teilte der EASAC mit. «Die Umsetzung der
notwendigen Maßnahmen könnte jedoch die Geschäftsinteressen einiger
großer Akteure in der Agrarindustrie beeinträchtigen - wie den
Verkauf von Pestiziden und Düngemitteln», sagte Michael Norton,
EASAC-Co-Direktor für Umwelt.