Madagaskar will EU-Gesandte nach Kritik an Kastrationsgesetz ausweisen

05.04.2024 16:45

Brüssel/Antananarivo (dpa) - Die Regierung des afrikanischen
Inselstaats Madagaskar will die Botschafterin der Europäischen Union
nach Kritik an einem neuen Kastrationsgesetz ausweisen. Das Anfang
Februar vom Parlament verabschiedete Gesetz sieht die chemische und
operative Kastration von verurteilten Vergewaltigern Minderjähriger
vor. 

Nachdem sich EU-Botschafterin Isabelle Delattre Burger während einer
Pressekonferenz Ende Februar kritisch zu dem Gesetz geäußert hatte,
sei sie vom madagassischen Außenministerium einberufen worden, sagte
eine EU-Sprecherin am Freitag auf Anfrage. Anschließend habe
Außenministerin Rafaravavitafika Rasata die EU in einem Brief
aufgefordert, Delattre Burger zu ersetzen. 

Nach Angaben des französischen Radiosenders RFI habe Delattre während
der Pressekonferenz gesagt, das Kastrationsgesetz verstoße gegen
«internationale Verträge». Der Europäische Auswärtige Dienst pr
üfe
den Antrag derzeit in Absprache mit Madagaskars Regierung, so die
EU-Sprecherin.

Auch die Menschenrechtsorganisation Amnesty International steht dem
Gesetz kritisch gegenüber und forderte die Regierung von Andry
Rajoelina auf, die neue Rechtsvorschrift außer Kraft zu setzen.
Kastration sei eine «grausame, unmenschliche und erniedrigende
Behandlung», die im Widerspruch zu den Verfassungsbestimmungen
Madagaskars gegen Folter und andere Misshandlungen sowie zu
regionalen und internationalen Menschenrechtsstandards stehe, so
Amnesty.