Zwischenbilanz: EU wehrt bei Militäreinsatz vor Jemen elf Angriffe ab

08.04.2024 12:19

Deutschland und andere EU-Staaten versuchen seit Februar, mit
Kriegsschiffen den Handelsverkehr durch das Rote Meer zu schützen.
EU-Chefdiplomat Borrell zieht nun eine erste Zwischenbilanz.

Brüssel (dpa) -  Der im Februar gestartete EU-Militäreinsatz zur
Sicherung der Handelsschifffahrt durch das Rote Meer und den Golf von
Aden ist nach einer ersten Zwischenbilanz von EU-Chefdiplomat Josep
Borrell ein Erfolg. Die von Deutschland und drei anderen EU-Staaten
zur Verfügung gestellten Kriegsschiffe hätten bereits 68
Handelsschiffe durch die Gefahrenzone eskortiert und elf Angriffe
abgewehrt, erklärte der Spanier am Montag in Brüssel. Der Einsatz sei
ein klarer Beweis für die Fähigkeit der EU, Transportwege zu schützen

und die Interessen der Europäischen Union zu verteidigen.

Gleichzeitig forderten Borrell und der für den Einsatz zuständige
Flottillenadmiral Vasileios Gryparis die EU-Staaten zu weiteren
Beiträgen auf. «Wir müssen unsere Kapazität erhöhen», sagte Bor
rell.
Es brauche unter anderem mehr logistische Unterstützung und
Vorkehrungen für medizinische Notfälle.

Die Operation Aspides war Mitte Februar durch einen Beschluss der
Außenminister der 27 Mitgliedstaaten gestartet worden. Sie soll
Handelsschiffe vor Angriffen der militant-islamistischen Huthi aus
dem Jemen schützen. Die Miliz will mit dem Beschuss von Schiffen ein
Ende der israelischen Angriffe im Gazastreifen erzwingen, die auf das
Massaker der Hamas in Israel folgten.

Borrell erklärte die Notwendigkeit des Einsatzes am Montag vor allem
mit den Auswirkungen der Bedrohungslage auf die Wirtschaft. «Die
Kosten für den Transport eines Containers von China nach Europa haben
sich verdoppelt und die Versicherungskosten sind um 60 Prozent
gestiegen», sagte der Spanier. Aus Sorge vor Angriffen nutzten
demnach zuletzt nur noch rund die Hälfte der täglich normalerweise 70
Schiffe die Route durch das Rote Meer. Der andere Teil nimmt die
Ausweichroute um das Kap der Guten Hoffnung vor Südafrika, die nach
Angaben des EU-Außenbeauftragten 10 bis 14 Tage länger dauert. Vor
dem Beginn der Krise seien 13 Prozent des weltweiten Handelsverkehrs
durch das Rote Meer gegangen, sagte er.

Deutschland beteiligt sich mit der Fregatte «Hessen» an dem Einsatz.
Zuletzt meldete sie am vergangenen Samstagabend, dass ein
anfliegender Flugkörper zerstört werden konnte. Bereits Ende Februar
hatte sie zwei Huthi-Drohnen abgeschossen. Mitte März wehrte sie nach
Bundeswehr-Angaben einen Angriff mit einer Überwasserdrohne gegen
einen zivilen Schleppverband ab.

Die 143 Meter lange Fregatte ist mit Flugabwehrraketen ausgerüstet
und wurde speziell für den Geleitschutz und die Seeraumkontrolle
konzipiert. Mit seinem speziellen Radar kann das Schiff nach Angaben
der Bundeswehr einen Luftraum von der Größe der gesamten Nordsee
überwachen. Die Waffensysteme sind in der Lage, Ziele auf eine
Entfernung von bis zu 160 Kilometern zu bekämpfen.