Gewerkschaften fordern EU-Regeln für Fleischindustrie

16.04.2024 15:12

Berlin (dpa) - Mehrere europäische Gewerkschaften fordern EU-weite
Regeln für bessere Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie. «Wir
schlagen eine europäische Richtlinie vor, die Werkverträge
einschränkt und die das Level an Kontrollen erhöht», sagte der
Generalsekretär der Gewerkschaftsföderation für Nahrungsmittel,
Landwirtschaft und Tourismus (Effat), Kristjan Bragason, am Dienstag
in Berlin. «Diese Themen können nicht länger auf nationaler Ebene
angegangen werden. Um sicherzustellen, dass Unternehmen nicht mehr
wie bisher Arbeitsplätze von Land zu Land verlagern können, brauchen
wir einen europäischen Rechtsrahmen.» 

Werkverträge und Leiharbeit waren auch in Deutschland in
Schlachthöfen übliche Praxis. Nachdem sich Beschäftigte während der

Pandemie in den Betrieben massenhaft mit Corona infiziert hatten,
entbrannte hierzulande eine Debatte über die Arbeitsbedingungen in
der Fleischwirtschaft. Der Bund verbot daraufhin die Anstellung von
Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen über Leihfirmen und
Subunternehmen. 

Seither habe sich in den Schlachtbetrieben einiges, wenn auch nicht
alles, verbessert, sagte am Dienstag Guido Zeitler, Vorsitzender der
Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG), die Mitglied in der
Gewerkschaftsföderation ist. «Unternehmen haben sehr schnell die
ehemaligen Wertmitarbeiterinnen und -mitarbeiter übernommen und
direkt beschäftigt.» Nur in geringem Umfang seien Arbeitsplätze ins
Ausland verlagert worden. Für die Fleischwirtschaft sei tariflich
eine Lohnuntergrenze vereinbart worden. Derzeit gilt der gesetzliche
Mindestlohn.

Doch in anderen Ländern gibt es solche gesetzlichen Regelungen nicht.
Insbesondere in osteuropäischen Ländern wie Polen, Ungarn oder
Rumänien und insbesondere in Irland seien die Arbeitsbedingungen in
den Schlachthöfen skandalös, sagte Effat-Generalsekretär Bragason. 


Wie in anderen Branchen auch herrsche in der Fleischwirtschaft ein
großer Mangel an Arbeitskräften, betonte er. Die Lösung sei aber
nicht, wie von Unternehmen gefordert, die Anwerbung von Mitarbeitern
aus Drittstaaten, sondern bessere Arbeitsbedingungen.