Selenskyj wirbt bei Gipfel für Himmel so gut geschützt wie über Israel

17.04.2024 21:42

Russische Luftangriffe haben die Stromproduktion der Ukraine
schwerbeschädigt. Präsident Selenskyj verlangt deshalb mehr
Flugabwehr. Er schließt Angriffe auf ukrainische Atomanlagen nicht
aus.

Brüssel/Kiew (dpa) - Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj
hat vom EU-Gipfel dringend einen verbesserten Schutz seines Landes
vor russischen Luftangriffen gefordert. In seiner Rede vor den
Staats- und Regierungschefs verwies Selenskyj auf die erfolgreiche
Abwehr des iranischen Raketen- und Drohnenangriffs auf Israel.
«Leider haben wir in der Ukraine, in unserem Teil Europas nicht das
Niveau an Verteidigung, dass wir vor einigen Tagen im Nahen Osten
gesehen haben», sagte er am Mittwoch. «Unser ukrainischer Himmel und
der Himmel über unseren Nachbarn verdient die gleiche Sicherheit.»
Selenskyj war dem Gipfel in Brüssel per Video zugeschaltet.

Die Ukraine brauche mehr Flugabwehrwaffen, sagte er und nannte als
eine Begründung den russischen Raketenangriff auf die Stadt
Tschernihiw vom Mittwoch mit 17 Toten. Sein Land habe unter den
Luftangriffen aber auch fast alle seine Wärmekraftwerke verloren.
Russland ziele auf Wasserkraftwerke und die Gasversorgung. Mit dem
besetzten Atomkraftwerk Saporischschja betreibe Moskau nukleare
Erpressung. Selenskyj schloss nicht aus, dass auch die Infrastruktur
anderer ukrainischer Kernkraftwerke zum Ziel werden könnte.

«Das kann nur mit Flugabwehr gestoppt werden, durch bestimmte Systeme
wie Patriot, Iris-T, Samp-T, Nasams», sagte der ukrainische
Präsident. Er dankte Deutschland für die Bereitschaft, ein drittes
Patriot-System abzugeben. Über Flugabwehr hinaus brauche die Ukraine
Artilleriemunition, Fahrzeuge und Drohnen. Das Land wehrt seit gut
zwei Jahren eine russische Invasion ab. Westliche Staaten helfen mit
Waffenlieferungen. Doch sie reichen derzeit nicht aus, um die Ukraine
militärisch aus der Defensive zu holen.