Bundesbank-Chef: Im Sommer könnte Zinssenkung anstehen

18.04.2024 14:50

Washington (dpa) - Angesichts der gesunkenen Inflation könnte bei der
Europäischen Zentralbank (EZB) nach Ansicht von Bundesbank-Chef
Joachim Nagel im Sommer eine Zinssenkung anstehen. «Im Euroraum
könnte aus heutiger Sicht die erste Leitzins-Senkung im Juni
angemessen sein. Allerdings müssen die hereinkommenden Daten die
prognostizierte Rückkehr zur mittelfristigen
Zwei-Prozent-Preissteigerung hinreichend und überzeugend nahelegen»,
sagte Nagel am Donnerstag am Rand der Frühjahrstagung des
Internationalen Währungsfonds in Washington. 

Eine Diskussion über den Juni hinaus halte er für verfrüht, betonte
der Bundesbank-Chef, der auch dem Rat der EZB angehört. Zugleich
sagte er aber deutlich: «Ein Zurück zu Null- oder gar Negativzinsen
ist aus heutiger Sicht sehr unwahrscheinlich.» 

Um die nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine auf
Rekordhöhe gestiegene Inflation in den Griff zu bekommen, hatte die
EZB zehnmal in Folge die Zinsen nach oben geschraubt. Zuletzt gab es
aber fünfmal die Entscheidung, die Zinsen unverändert zu lassen -
auch, weil sich die Inflation im Euroraum stärker als erwartet
abschwächte. 

Nagel mahnte allerdings, bei der Inflationsrate dürfe man «nicht zu
früh in Euphorie verfallen». Es könne in den nächsten Monaten Auf-

und Abbewegungen geben. Insgesamt sei die Entwicklung aber positiv.